Die Sorge war groß, dass es heute wieder so viel regnen würde, wie am Tag zuvor. Aber die Wolken haben während der gesamten Tour dicht gehalten, worüber wir sehr froh waren.
Es regnete nicht an diesem Tag, aber die Stimmung war in unserer Gruppe dennoch niedergeschlagen.
Während der 6-stündigen Führung durch die beiden Konzentrationslager I und II, haben wir neben historischen Fakten viele Eindrücke gesammelt und einige Geschichten von einzelnen Personen erfahren.
Für mich persönlich war die erste Führung durch das Konzentrationslager Auschwitz (Stammlager) sehr emotional.
Wir sind durch die verschiedenen Blöcke auf dem großen Lagerkomplex geführt worden, in denen unter anderem gezeigt wurde, unter welchen Umständen die Menschen in den Blöcken leben mussten. Dort haben wir auch eine Ansammlung von Brillen, Schuhen und Haaren der Ermordeten gesehen, die uns das Ausmaß der Vernichtung verdeutlichten. An den Wänden wurden oft Bilder mit Namen, Herkunft, Geburtsdatum, Tag der Ankunft im Konzentrationslager und Todestag der Häftlinge gezeigt.
Auch sind wir in Block 11, einem lagerinternen Gefängnis mit Stehbunker gegangen. Hierzu sind wir einige Treppen in den Keller abgestiegen. Alles war ganz eng. Auf dem Weg nach unten sind uns Jugendliche entgegengekommen – ein paar viel es schwer ihre Tränen zurück zu halten. Unser Guide hat uns vor dem Abstieg erzählt, dass damals etwa vier Personen gezwungen wurden, zusammen in einen kleinen Bunker von etwa einem Quadratmeter hineinzukriechen. Wenn die Menschen nicht vor Erschöpfung gestorben waren, dann sind sie meistens verhungert. Mit dieser Vorstellung bin ich die Treppen hinabsteigen. Unten angekommen, ging eigentlich alles ganz schnell. Es war nur ein kleiner Raum und von hinten kamen schon die nächsten, um die Stehbunker anzuschauen. Ein Stehbunker war zur Hälfte geöffnet worden, sodass ersichtlich war, auf was für einen kleinen Raum vier Menschen Platz finden mussten. Selbst für eine Person war der Bunker sehr eng und die Vorstellung, dass gleich vier Menschen dort hinein mussten, war schrecklich. Der Eingang in den Bunker war eine kleine Öffnung am Boden, etwa 50-70 cm hoch, durch das die Häftlinge durchkriechen mussten.
Immer wieder kam in mir die Frage auf – nicht allein in Bezug auf den Holocaust, da es noch viele andere schreckliche Ereignisse in der Geschichte gibt – wie es sein kann, dass so viel Leid und Ungerechtigkeit Menschen einfach zugefügt werden kann.
Mit einem sehr treffenden Zitat von George Santayana möchte ich diesen Eintrag abschließen: „Diejenigen, welche sich nicht an die Vergangenheit erinnern, sind verurteilt, diese zu wiederholen.“