Bild: Hammering Man (Peter Lindner)
Autor: Stefan Ouma
Frankfurt ist Knotenpunkt globaler Güter-, Finanz-, Wissens- und Migrationsbewegungen. Die gebaute Umwelt der Stadt, aber auch ihre Arbeits- und Wohnungsmärkte reflektieren diese globale Verwobenheit. Die Stellung von Frankfurt als zentraler Ort im globalen Raum der Ströme ist aber keineswegs natürlich, sondern Ausdruck gezielter politischer Bestrebungen, die die Stadt seit den 1960er Jahren zu einem bedeutenden Finanzzentrum machten.
Gleichzeitig ist Frankfurt aber auch weiter‐ hin Standort vieler Industriebetriebe und die Industrie erlebt mit dem „Masterplan Industrie“ jüngst ein politisches Comeback. Frankfurt ist aber auch eine Stadt voller Gegensätze. Hier treffen nicht nur die Mauern der Industriehallen auf die funkelnden Türme der internationalen Banken, sondern die Metropole weist auch große sozialräumliche Ungleichheiten auf. Mit der Globalisierung von Wohnungsmärkten und der zunehmenden Flucht von Kapital in „Betongold“ ist es in vielen Stadtteilen zu Verdrängungsprozessen gekommen. Befeuert wurden diese Prozesse zudem durch eine marktorientierte Stadtentwicklungspolitik, in der spektakuläre Großprojekte und exklusiver Wohnungsbau eine zentrale Rolle spielen.
Die „Global City“ Frankfurt stützt sich zudem auf ein Hinterland bzw. einen „Unterbelly“, die oft unsichtbar bleiben. Zum einen gibt es zahlreiche Kommunen im Umland, in denen wichtige Back- und Main Office-Funktionen von Unternehmen angesiedelt sind und die urbane Eliten als exklusive Rückzugsräume nutzen. Einige dieser Kommunen, allen voran Eschborn, stehen dabei auch in einem ausgesprochenen Konkurrenzverhältnis zu Frankfurt, was Unternehmensansiedlungen betrifft. Anderseits sorgen meist migrantische, prekarisierte und zum Teil auch illegalisierte Arbeiter:innen am Rande der Gesellschaft dafür, dass die „Global City“ überhaupt erst so funktioniert, wie sie das tut.
Vom 15.09. bis 24.09.2021 spürten zehn Studierende der Geographie an der Universität Bayreuth diesen Themen im Rahmen eines 10-tägigen Geländepraktikums unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Ouma nach. Im Anschluss daran entstanden sogenannte „Mini- Forschungen“, welche auf den vor Ort durchgeführten Recherchen und Befragungen basieren. Dieser Reader beinhaltet die vor Durchführung der Exkursion recherchierten Themenfelder sowie eine Übersicht der dann bearbeiteten Mini-Forschungen.