Im Laufe des Studienprojekts hat sich gezeigt, dass der Landnutzungswandel in den Weinbergen von Zeil am Main durch eine Vielzahl von ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren beeinflusst wird. Dabei wurde ein explorativer Ansatz verfolgt, bei dem verschiedene qualitative Methoden wie Interviews, Vegetationsanalyse und Fernerkundung zum Einsatz kamen.
Die Methode der Fernerkundung lieferte verschiedene Karten, welche zeigen, dass der Anteil der ungenutzten Weinberge im Untersuchungsgebiet höher ist als der, der aktiv bewirtschafteten. Unter Zuzug historischer Karten sollte untersucht werden, ab wann die Weinberge brache fielen. Allerdings konnte anhand der Flächen der bewirtschafteten Weinberge kein Rückgang festgestellt werden. Auch die Flurbereinigung 1979 ist anhand der historischen Karten nicht ersichtlich. Die Folgen davon lassen sich aber an der heutigen Lage der brachliegenden-, sowie aktiv bewirtschafteten Weinberge feststellen. Während das obere Drittel der Hänge, also der steilste Bereich, brach liegt und häufig auch Naturschutzgebiet ist, ist der untere Bereich der Hänge an die maschinelle Bewirtschaftung angepasst wurden. Bei der Bewirtschaftung der aktiv genutzten Rebflächen dominiert die Falllinien-Bewirtschaftungsform. Nur vereinzelt ist der Anbau von Reben auf Querterrassen zu finden.
Mit Hilfe der Vegetationsanalyse wurden zwei brachliegende Weinberge hinsichtlich des Vorkommens verschiedenster Pflanzenarten untersucht. Während die brachliegende Rebfläche nähe Zeil am Main nach Informationen des Winzers Bauernschmitt erst seit ca. 4 Jahren brach liegt, liegt die ehemalige Rebfläche östlich von Stettfeld seit der Flurbereinigung 1979 brach. Die Ergebnisse der Vegetationsanalyse zeigten, dass sich die Pflanzenarten an beiden Standorten trotz geographischer Nähe und ähnlichen Standortfaktoren unterscheiden. Insgesamt konnten vier Arten an beiden brachliegenden Weinbergen festgestellt werden (Origanum vulgare, Coronilla varia, Quercus robur, Geranium sanguineum). Des Weiteren wurde an dem länger brachliegenden Standort eine höhere Anzahl an Pflanzenarten festgestellt, was darauf schließen lässt, dass die Dauer der Brache Auswirkungen darauf hat, welche und wie viele unterschiedliche Pflanzenarten an einem Standort vorkommen.
Im Rahmen der Forschung konnten insgesamt vier Experteninterviews durchgeführt werden. Davon wurde eins mit dem Naturschutz durchgeführt und die anderen drei mit Winzern, darunter mit einem der Bioweinanbau betreibt. Während der Durchführung wurden die Interviews im Lauf des Gesprächs, an die Gesprächspartner angepasst. Sobald das Gespräch in eine entgegengesetzte Richtung verlief, wurde das „Prinzip der Zurückhaltung“ angewendet (Lamnek und Krell 2016: S. 332). Mit Hilfe dieser Methode konnte herausgefunden werden, dass neben den wirtschaftlichen Faktoren, auch ökologische und soziale Faktoren den Landnutzungswandel verursacht haben.
Preissteigerungen und Konsumminderungen aufgrund der politischen Lage (Covid-19 Pandemie, Ukrainekrieg), sowie begrenzte staatliche Förderungsmittel führen dazu, dass insbesondere größere Betriebe vor Herausforderungen stehen. Da es sich bei dem Weinbau um eine aufwendige und arbeitsintensive Form der Landwirtschaft handelt steigt das Desinteresse jüngerer Menschen an dieser Arbeit. Klimaveränderungen haben den Weinanbau bereits in der Vergangenheit stark beeinflusst. Und auch mit Hinblick auf den Klimawandel stehen die Winzer vor neuen Herausforderungen. Die höheren Temperaturen, vermehrte Spätfrostereignisse, sowie neue Schädlinge, erschweren die Arbeit bereits in der Gegenwart. Daher sind Anpassungsstrategien an den Klimawandel vor allem in Hinblick auf die Zukunft, unerlässlich. Während der Forschung wurde die Strategie der Querterrassen-Bewirtschaftung genauer kennengelernt. Diese Methode ermöglicht es aufgrund des geringeren Gefälles eine deutlich einfachere Bewirtschaftung als an Steilhängen (Falllinien-Bewirtschaftung). Daneben ist diese weniger anfällig gegenüber Hangerosion. Im Bezug auf die Weinberge bei Zeil am Main, ist diese Möglichkeit vielen Winzern nicht gegeben, da neben den hohen Kosten auch größere Flächen angrenzender Rebflächen für den Anlegung von Querterrassen vorhanden sein müssen.
Quellen
Lamnek, S.; Krell, C. (2016): Qualitative Sozialforschung. Weinheim/Basel: Beltz Verlag.