Waldstruktur des Nyungwe Nationalparks

Ein großer Teil des Nyungwe Nationalparks befindet sich in der sogenannten afromontanen Vegetationshöhenstufe. Das ist der Bereich zwischen 2000 und 3000 Höhenmetern. Der tropische Regenwald in diesem Gebiet ist an vielen Stellen etwas lichter, als dies beim tropischen Tieflandregenwald der Fall wäre. Klimatisch ist dieses Gebiet sehr interessant: Es herrscht tropisches Tageszeitenklima mit viel Jahresniederschlag, jedoch ist das ganze Jahr über auch an einigen Tagen neben Waldbränden auch Frost möglich. Biogeographisch ist das Gebiet von vielen endemischen Arten, die nur in im Nyungwe Park verbreitet sind, als auch von Arten besiedelt, deren Ausbreitungsgebiet sich über viele disjunkte Areale erstreckt. Das bedeutet, dass die Hagenia Abessinica, ein Baum ursprünglich aus Äthiopien, der in den ostafrikanischen Tropen endemisch ist, auch hier wächst, aber nicht durch einen zusammenhängenden Korridor mit anderen ostafrikanischen Verbreitungsgebieten des Baumes (afromontane Höhenstufe) verbunden ist. Das Verbreitungsareal ist somit „disjunkt“.

Wie bei allen tropischen Regenwäldern sind die Blätter der Bäume, die das ziemlich sonnenundurchlässige Kronendach bilden, klein und haben nicht besonders viel Blattfläche. Einerseits werden keine großen Blätter genötigt, da mit der aufs Kronendach noch ungefiltert einstrahlenden Sonnenenergie ohnehin genug Photosynthese auch mit kleinen Blättern möglich ist. Andererseits wären große Blätter auch ein großes Problem an besonders heißen, sonnigen und trockenen Tagen. Große Blätter würden große Mengen an Feuchtigkeit verlieren, austrocknen und absterben. Bei kleinen Blättern fällt dieser potentielle Hitzestress, in dieser Zone auch der potentielle Froststress, somit geringer aus.

Das Kronendach in der afromontanen Höhenstufe ist nicht so dicht, weil es im Gegensatz zu Tieflandregenwäldern viel weniger Jahresniederschlag gibt. Somit passen sich die Kronendachbäume auch an mehr Dürrestress an, indem sie nicht nur kleinere Blätter produzieren, sondern auch überhaupt weniger Blätter, um sich vor zu großer Verdunstung des ohnehin geringeren Niederschlags zu schützen.

Die bodennahe Vegetation im tropischen Regenwald wiederum hat große Blätter. Die dortigen Pflanzen müssen das durch die Kronen der stark reduziert am Boden ankommende Sonnenlicht so gut wie möglich nutzen und setzen somit strategisch auf Fläche statt Stressresistenz. Letzteres ist aber für die bodennahe Vegetation gar nicht so wichtig, da unter dem Kronendach ohnehin eine relativ hohe Konstanz von Luftfeuchtigkeit und Temperatur herrscht.

Da das Kronendach des afromontanen Regenwaldes aber wie vorhin erläutert, gar nicht so dicht ist, ist die Tendenz zu gigantischen Blättern der bodennahen Vegetation im Allgemeinen etwas schwächer ausgeprägt. Dafür wiederum gibt es in dieser Zone sehr viel bodennahe Vegetation, wohingegen bei dichten Tieflandregenwäldern oft so wenig Licht den Boden erreicht, dass überhaupt sehr wenig am Boden wächst, beziehungsweise wachsen kann.

Man erkennt: Tropischer Regenwald ist eben nicht gleich tropischer Regenwald!

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