Besuch einer Khat Farm

Schon vor Beginn unserer Fahrt entwickelt sich bei dem einen oder anderen Reisemitglied ein reges Interesse an Khat, das man bei Möglichkeit auch gerne probieren möchte. Es handelt sich um eine Pflanze, die als Genussmittel mit berauschender Wirkung gilt. Die Blätter werden über mehrere Stunden hinweg gekaut und im Mund behalten, sodass die Wirkstoffe von dem Körper aufgenommen werden können, meistens in Kombination mit Wasser oder Süßgetränken. Die Gelegenheit kommt für uns in Bahir Dar. Dort treffen wir Girma, der am örtlichen College als landwirtschaftlicher Experte arbeitet. Er begleitet uns auf eine Khatfarm.

Khat-Blätter. Bildquelle siehe unten

Auf einem kleinen Feld erstrecken sich die die 1m hohen freistehenden Pflanzen, die außer ihrem hohen Wasserbedarf sonst wenig Pflege benötigen Die Wasserressourcen bezieht der Bauer aus einem selbstgegrabenen Brunnen auf seinem Feld.

Bei dem Gespräch mit dem Khatfamer erklärt er uns, dass Khat ursprünglich aus der Region Harar kommt, wo dessen Konsum auch tief in der regionalen Kultur verankert ist. Dort wird er beispielsweise auf Hochzeiten oder Initiationsriten (Reifefeier) eingenommen. In der Region um Bahir Dar sei der Konsum weniger üblich und beschränke sich mehr auf junge Männer und Vertreter der Mittelschicht, wobei die Zahlen der Verbraucher stetig wachsen.

Der Farmer erklärt, dass er sein Produkt aufgrund seiner orthodoxen Religion nicht selbst konsumiert, sondern ausschließlich für den Verkauf produziert. Es wird deutlich, dass Pflanzen ebenfalls religiöse Verwurzelungen aufweisen, welche sich jedoch auch von Region zu Region unterscheiden können.

Der Khatanbau in der Region ist in den letzten Jahren rapide angestiegen, da es eine sehr lukrative Einnahmequelle für die Kleinbauern mit verhältnismäßig wenig Aufwand bietet. Auch hier wurden aus wirtschaftlichen Gründen die vorher wachsenden Kaffeesträucher verdrängt.

Für 1kg fertiges Produkt bekommt er 80 BIRR [ca. 3€], wobei er alle zwei Wochen 5kg ernten kann. Dabei werden die Pflanzenspitzen gepflückt, für eine längere Haltbarkeit in Plastiktüten eingepackt und sofort zum Markt gebracht, der als Umschlagplatz für Händler aus der ganzen Region dient und von dort aus weiter transportiert wird. Der fertige Khat muss innerhalb von 48 Stunden nach dem Pflücken konsumiert werden, da mit der Zeit die Blätter austrocknen und somit ihre Wirkung verlieren. Besonders für den Transport ins Ausland, wie beispielsweise Djibouti als großer Importeur von Khat, benötigt es eine gut ausgebaute Infrastruktur, um den Zeitrahmen einhalten zu können. Eine große Nachfrage fand sich auch in Großbritannien und den Niederlanden. Dort lebt eine große ostafrikanische Diaspora, die mit dem Konsum von Khat ihre kulturelle Identität verbindet, wodurch sich ein reger Handel mit den grünen Blättern etabliert hat. Kürzlich wurde der Konsum von Khat in den beiden Ländern jedoch verboten, die damit den restlichen europäischen Ländern gefolgt sind, was immense Auswirkungen auf den Absatzmarkt der ostafrikanischen Produzenten zur Folge hatte, erklärt uns Girma.

Nach dem Besuch haben wir vor der Abreise mit dem Bus noch die Möglichkeit das fertige Produkt zu erstehen, das dem ein oder anderen auf der Fahrt erste Erfahrungen im Khatkonsum ermöglicht.

[Aus dem thematischen Protokoll von Johanna Kaiser und Salome Schäfer]

Bildquelle: https://naturespoisons.files.wordpress.com/2014/06/khat-leaves-by-neil-palmer-cc-by-sa-2-0.jpg

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