„This is about our past and our future, our nightmares and our dreams, our fear and hope, which is why we begin where we end with the country we love“.
Diese Worte im Bezug auf den ruandischen Genozid berührten mich bei dem Besuch des Museums am Genocide Memorial in Kigali besonders. Knapp 22 Jahre nach dem Völkermord wirkt die Grabstätte samt Ausstellung auf mich wie ein Ort an dem Trauer und Vergebung, Vergangenheit und Gegenwart, Verlust und Erinnerung zu spüren sind. Für viele Hinterbliebene ist das Memorial eine Möglichkeit ihren verstorbenen Angehörigen und Freunden nahe zu sein. Die Stille in den bepflanzten Laubengänge um die Grabanlage hat etwas friedliches und beruhigendes. Die gewaltigen Grabplatten bilden einen starken Kontrast zu der liebevoll angelegten Gartenanlage mit Rosensträuchern.
„We are one people. We speak one language. We have one history“. Diese einführenden Worte in die mit Bild- und Videomaterial untermalte Ausstellung vermitteln einen Eindruck von gemeinsamer Identität und Verbundenheit. Es scheint kaum vorstellbar, dass Ruanda bis vor wenigen Jahren durch die konstruierten Identitäten von Hutu und Tutsi gespalten war. Durch das belgische Kolonialwesen war eine Rassentrennung aufgrund von physischen Merkmalen etabliert worden, welche Misstrauen, Benachteiligung, Hass und Neid schürte. Nach der Unabhängigkeit wurde diese Trennung aufrecht erhalten und durch die politischen Strukturen vorangetrieben. Es kam forlaufend zu Verfolgungen und Übergriffen gegen Tutsi, welche schlussendlich im Völkermord kulminierten. Trauer, Wut und Hilflosigkeit überkommen mich beim Durchqueren der Ausstellungsräume. Die Dimension dieser humanitären Katastrophe ist für mich kaum fassbar, aber noch mehr schockiert mich die Ignoranz und Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft zu jener Zeit. Um so berührender finde ich es zu lesen, wie engagiert sich einige Ruander für den Schutz der Verfolgten einsetzen, indem sie diese bei sich aufnahmen und versorgten. Der Prozess der Versöhnung und der Verarbeitung hält bis heute an. Ein wichtiger Schritt wurde mit den Gacaca-Verhandlungen – lokale Gerichte, vor die 1,9 Millionen Fälle getragen wurden – gemacht. Es sind die Ruander selbst, welche ihre Geschichte aufarbeiten und gemeinsam den langen Weg der Vergebung und Erinnerung gehen.