Kigali Tag 02

An unserem zweiten Tag in Kigali war zunächst eigentlich ein Besuch der deutschen Botschaft vorgesehen, doch bekamen wir kurzfristig die Gelegenheit den Bildungsminister Ruandas, Dr. Eugene Mutimura, zu treffen, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten.

Angekommen im Bildungsministerium nahm sich der Minister eine Stunde, um uns über die Ziele und Herausforderungen des ruandischen Bildungssystem zu erzählen, das im afrikanischen Vergleich zu den Schwächeren zählt, und uns unsere Fragen zu beantworten.
Das große Ziel der ruandischen Bildungspolitik ist, das Land in eine „knowledge based economy“ zu verwandeln, da die Regierung überzeugt ist, dass Entwicklung nur mit hochqualifizierter lokaler Arbeitskraft möglich ist.
Der aktuelle Fokus der Bildungspolitik liegt auf der Digitalisierung. So soll jede Schule mit einem Smart Classroom ausgerüstet sein, in dem jeder Schüler Zugang zu Computern hat. Laut dem Minister verfügen bereits 55% der Schulen über einen solchen Raum. Außerdem ist mittlerweile die Registrierung für alle öffentlichen Schulen, wie auch alle anderen Regierungsservices, online möglich.

Eine weitere Herausforderung ist die Eignung von Hochschulabsolventen für den Arbeitsmarkt, die laut der Privatwirtschaft noch Mängel aufweist. Dieser Kritik widersprach der Minister zwar deutlich, gab jedoch zu, dass die höhere Bildung noch mehr auf die Bedürfnisse der Wirtschaft zugeschnitten werden muss. Weiterhin bereitet dem ruandischen Bildungssystem die 2008 vorgenommene Änderung der Unterrichtssprache von Französisch auf Englisch Probleme, die relativ rasch und unvorbereitet stattfand. Viele Lehrer beherrschten die Sprache selbst noch gar nicht, auf der sie unterrichten sollten. Nach den Worten des Ministers soll dieses Problem durch fortlaufende Überprüfungen und Fortbildungen bald der Vergangenheit angehören.

Treffen mit dem ruandischen Bildungsminister Dr. Eugene Mutimura. Foto: Lukas Ebert.

 

 

 

 

 

 

 

Als nächstes besuchten wir dann tatsächlich die deutsche Botschaft, die glücklicherweise auch etwas später noch Zeit für uns hatte. Dort trafen wir den deutschen Botschafter Thomas Kurz. Er ist erst seit einem halben Jahr Botschafter, nachdem zwei seiner Vorgänger in den letzten 10 Jahren aufgrund persönlicher Verfehlungen ihre Posten frühzeitig räumen mussten. Er erzählte uns mehr über die Beziehungen zwischen Ruanda und Deutschland, die lange vor allem von der besonderen Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda geprägt waren. Diese Partnerschaft besteht schon seit der Zeit der Unabhängigkeit. Des Weiteren war Deutschland eines der ersten Länder, wenn nicht das Erste, das nach dem Genozid die Entwicklungszusammenarbeit wieder aufgenommen hat, was laut dem Botschafter bis heute honoriert wird.

Die Zusammenarbeit zwischen Ruanda und Deutschland ist hauptsächlich technischer und wirtschaftlicher Natur. Die ökonomische Entwicklung in Ruanda in den letzten Jahren bezeichnete der Botschafter gerade vor dem geschichtlichen Hintergrund Ruandas als erstaunlich. Vor Allem die Entwicklung der Wirtschaft und des Gesundheitssystems hob er hervor, während er allerdings von großen Defiziten in Bildungsfragen sprach, sowie vor allem bei bürgerlichen Freiheiten und Menschenrechten.

Besuch beim deutschen Botschafter. Foto: Lukas Ebert

Der letzte Punkt am heutigen Tag war ein Besuch des Volkswagenwerks in der Special Economic Zone in Kigali. Neben diesem Werk gibt es in Subsahara-Afrika noch zwei weitere in Kenia und Südafrika. In Kigali werden seit Juni 2018 vier Modelle des Volkswagenkonzerns endmontiert. Generell ist das Werk mit nur 20 Mitarbeitern von überschaubarer Größe und kann wohl als eine Art Testlauf gesehen werden, ob die Produktion in Ländern wie Ruanda für VW sinnvoll ist. Bisher wird nur für den ruandischen Markt produziert, langfristig soll aber auch in die Nachbarländer exportiert werden. Mit 45% der verkauften Autos ist die ruandische Regierung bei weitem größter Abnehmer des Werks, die VW auch durch Steuererleichterungen unterstützt.

VW-Werk Kigali. Foto: Lukas Ebert

Während das Label „Made in Rwanda“ ein wichtiges Marketinginstrument darstellt, ist der tatsächliche Wahrheitsgehalt zu hinterfragen. Die Autos werden nämlich zum Großteil vorgefertigt aus Deutschland, Südafrika, Argentinien und den USA importiert und vor Ort werden lediglich Motor, Getriebe und Reifen montiert. Neben der Endmontage und dem Verkauf betreibt VW in Kigali auch einen Taxiservice mit E-Autos, die allerdings schon fahrbereit aus Deutschland kommen.

VW-Werk Kigali. Foto: Lukas Ebert

Anschließend schauten wir uns noch die restliche Special Economic Zone an, wo unter anderem auch das Unternehmen mara phone seinen Sitz hat.