Nach einem schnellen Frühstück im Hostel packten alle ihre letzten Sachen ein und luden diese in den Bus. Vollbepackt fuhren wir dann zu unserem ersten Termin des Tages in das Digital Transformation Center von der GIZ. Dort waren wir zunächst sehr überrascht von der hochmodernen, Start-up mäßigen Einrichtung. Im Kontrast dazu standen allerdings die häufigen Stromausfälle, die den Beginn der Präsentation mehrfach verzögerten.
Als es dann losging, wurde uns das Digital Solutions for Sustainable Development (DSSD) Programm vorgestellt. Die Hauptziele des Konzeptes sind die Stärkung der digitalen Kompetenzen der ruandischen Bevölkerung und die Förderung der Digitalisierung des Landes. Um dies zu erreichen, wird auf der einen Seite mit der ruandischen Regierung zusammengearbeitet und auf der anderen Seite Lösungsvorschläge aus der Bevölkerung eingebracht und übernommen. Bei der Präsentation wurde jedoch betont, dass zwar eigene Kriterien für die Durchführung eines Projektes bestehen, letztendlich aber die ruandische Regierung entscheidet, welches durchgeführt wird. Wir waren etwas enttäuscht, dass der Referent auf unsere anschließenden Fragen nur unzureichend antworten konnte.
Der darauffolgende Besuch im Kigali Genocide Memorial war der wohl prägendste Programmpunkt der bisherigen Exkursion. Dieses stellt, beginnend mit der Kolonialzeit, die Geschichte des Genozids 1994 dar. Durch die deutschen und nachfolgenden belgischen Kolonialherrscher wurden sozio-ökonomische Gruppen als klar abgrenzbare Ethnien angesehen, festgelegt und durch Ausweispapiere gekennzeichnet. Erst diese Aufteilung der Bevölkerung führte zwischen den Gruppierungen zu starken Spannungen, sowohl in der Kolonialzeit als auch nach der Unabhängigkeit. 1962 wurde der erste Präsident Ruandas gewählt. Dieser wurde zu einer der führenden Personen einer aufkommenden Hutu-Bewegung. Während dieser Zeit nahmen Gewaltakte und Morde gegen die Tutsi zu und so flohen schließlich circa 150.000 Tutsi in die Nachbarstaaten. 1973 wurde Juvénal Habyarimana Präsident, welcher ebenfalls ein Hutu war. Während seiner Regierungszeit schürte er weiterhin Konflikte zwischen den Gruppierungen und bekämpfte die Rwandan Patriotic Front (RPF), bestehend aus vielen ehemaligen Tutsi-Exilanten. Die RPF startete im Oktober 1990 eine Invasion aus Uganda in den Norden Ruandas, woraufhin in den folgenden Jahren immer wieder Kämpfe zwischen der RPF und dem ruandischen Militär stattfanden. In Folge dessen kam es vermehrt zu Massakern radikaler Hutu an der Tutsi-Bevölkerung. Außerdem wurden in den Medien die Tutsi als Feindbild der Republik dargestellt und eine Beseitigung dieser propagiert.
Am 6. April 1994 wurde schließlich ein Flugzeug mit Habyarimana und dem burundischen Präsidenten Ntaryamira abgeschossen. Radikale Hutu stellten den Abschuss als eine Aktion der RPF dar und legitimierten so den darauffolgenden Genozid. Allerdings wurden bei dem Genozid an den Tutsi auch oppositionelle Hutu ermordet. Der Genozid wurde letztendlich durch den Einmarsch der RPF im Juli 1994 beendet.
Mit einer allgemein etwas gedrückten Stimmung machten wir uns, nach einer kurzen Mittagspause in der Stadt, auf den Weg ins Bumba Base Camp am Kivusee. Nach einer kurvigen Fahrt mit einem herumfliegenden Koffer (und fast Verletzten) trafen wir am frühen Abend im Camp ein. Dort bezogen wir unsere Zimmer und genossen dann den Sonnenuntergang bei atemberaubendem Ausblick.
Im Anschluss an das gemeinschaftliche Abendessen erzählte uns Ernest, der Bruder des Gründers des Camps, noch seine Geschichte und Beweggründe für den Aufbau des Bumba Base Camps. Die Erträge aus der Unterkunft fließen in lokale Projekte, die er gemeinsam mit der ansässigen Bevölkerung entwickelt.
Durch den doch sehr eindrucksvollen Tag hatten wir ein großes Redebedürfnis und diskutierten noch lange weiter.