Die Präsentation der Ergebnisse der Lehrforschung mit anschließender Party am Ufer des Kivusees ist nun genau eine Woche her.
Zuallererst: Ja, die Website wurde schon seit ca. 1,5 Wochen nicht mehr aktualisiert, die Lehrforschung in Goma mit unseren kongolesischen Freunden war einfach sehr zeitraubend und anstrengend (aber nicht minder interessant!!). Auch seither war es nicht mehr möglich, sich gemeinsam zur Bearbeitung der Website zusammen zu setzen, wir bitten um Entschuldigung, das wird sicher noch nachgeholt!
Aber dann gibt es eben jetzt etwas zu lesen!
Ich persönlich fand die gemeinsame Forschung in Goma äußerst wertvoll. Ich habe viel gelernt, nicht nur fachlich, sondern auch fürs Leben. Anfangs hatte ich große Bedenken, ob wir, als Team mit 6 StudentInnen, eine davon aus Goma selbst und nur mittelmäßig Englisch sprechend, überhaupt ein brauchbares Ergebnis auf diese kurze Zeit liefern können, aber ich wurde definitiv eines besseren belehrt. Mein damaliger erster Eindruck von Wissbegierigkeit und Engagement („der Biss“) auf Seiten der Kongolesen hat sich voll bestätigt. Tolle lange interessante Interviews mit verschiedensten Kongolesen, tätig in verschiedenen Handelssparten in unserem Untersuchungsgebiet, hatten wir am Schluss vorzuweisen. Diese Interviews wurden dann doch meist von den Kongolesen selbst aktiv geführt, weil diese wohl am ehesten den in Goma gängigen Sprachmix aus Swahili und Französisch (Françwahili) verstehen und auch anwenden konnten. Wir konnten an den meisten Interviews trotzdem teilhaben, weil uns unsere Kollegen immer wieder zwischendurch übersetzt haben, um was es gerade geht, wodurch wir durch gezielte Fragen ebenfalls den Narrativ unserer Interviewpartner am Laufen halten konnten. Sehr interessant waren vor allem die organisierten Key-Informant Interviews, wo wir als Gruppe eine Person interviewen durften, die sich besonders gut auskennt in den Themen, die wir untersuchten.
Auch wenn es noch ein weiter Weg ist, so hat mir die gemeinsame Forschung auch die unterbewusste, wahrscheinlich größtenteils völlig irrationale Angst vor Goma genommen. Ich fühlte mich gut mit dem was ich tat, und das lag sicherlich an der Erfahrung des gemeinsamen Erkundens des Feldes mit meinen alten Freunden aus Bayreuth und den beiden neuen aus DRK. Dennoch, bis ich völlig entspannt durch das Gomeer Viertel Birere laufen kann, wird es wohl noch etwas dauern. Ich habe wirklich versucht, mein Unwohlsein voll durch Neugier zu ersetzen, aber als wir dann, auf dem Weg zu einem Key-Informant dieses (zumindest äußerlich eindeutig) von Armut geprägte Viertel zur großen hin verließen Hauptstraße, konnte ich richtig fühlen, wie eine Last von mir abfiel. Es wäre sicher auch interessant, diese Geographien des (Un)wohlseins an fremden Orten zu erforschen!
Eins unserer Schlüsselergebnisse der Forschung konnte ich auch gut für mein eigenes Leben übertragen und war froh, dass ich diesen Heureka-Moment mit unseren kongolesischen Freunden teilen konnte: Es ist weniger/nicht die Ethnizität oder Herkunft, der als determinierender Faktor eventuelle Sympathie von Menschen zueinander beeinflusst. Wichtig sind vor allem Sprache und gleiches Interesse, der Rest ist erst einmal uninteressant. Was so selbstverständlich klingt, ist vielen von uns vielleicht trotz all unserer reflektierten Denkweise oft nicht ganz bewusst. Aber genau das konnte ich in diesen 4 Tagen spüren: Wir waren 6 StudentInnen, die gleichsames Interesse an urbaner Handelsökonomie in Verbindung mit Ethnizität in Goma hatten und mittels Englisch und Französisch miteinander kommunizieren konnten. Unsere unterschiedliche Herkunft war kein Hindernis, sondern eine Bereicherung, aber ehrlich gesagt spielte sie im Prozess der Forschung und des Bande knüpfens keine große Rolle (so empfand ich das). Und das fand ich einfach unheimlich schön!
Diese gelebte Erkenntnis werde ich nach Deutschland mitnehmen, und ich kann den Vielen, die in diesen Tagen der Hass und die Xenophobie in Deutschland auf die Straßen der Republik treibt nur von ganzem Herzen wünschen, dass sie ebenfalls eine ähnliche Erfahrung machen!
Ich bin mir sicher, dass wir auch über unsere gemeinsame Forschung hinaus noch Kontakt haben werden. Noch eine wichtige (ganz persönliche) Lektion: Mein Französisch ist nicht gut. Zwar nicht ganz so grottig wie ich erwartet hatte, aber doch rudimentärst. Das muss sich ändern! 😉
Nun haben sich die GEFAs verstreut: Einige sind wie ich auf den Nyiragongo gestiegen und haben dort auf dem Gipfel übernachtet um den Lavasee dort zu bestaunen, andere haben sich erst mal an den Kivusee gelegt und entspannt. Dann sind einige schon wieder zurück ins kalte Deutschland geflogen, andere beginnen demnächst ein Praktikum, ob nun in Ostafrika oder Westafrika; andere wiederum reisen eben noch ein wenig rum, bevor sie die Heimreise antreten (wie ich). Letzten Sonntag war wohl das für lange Zeit (vielleicht für immer?) letzte Mal, dass wir in dieser Formation gemeinsam einen Abend verbringen. Aber man soll ja nicht um etwas trauern, das nun vorbei ist, sondern froh darum sein, dass es geschehen ist!
In diesem Sinne freue ich mich nun auf meine verbleibende Zeit in Ruanda und darauf, meine Freunde auch bald wieder zu sehen!