Die Provinz Nord-Kivu ist eine Region im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Zahlreiche geopolitische Akteure treffen hier aufeinander. Die Provinz wird von verschiedenen Rebellengruppen dominiert, der staatliche Einfluss ist eher gering. Ethnizität ist eine entscheidende Konfliktdeterminante, da sie politisiert und in Diskursen von Politiker*innen instrumentalisiert wird.
Dies ist mitunter ein Überbleibsel der Kolonialzeit, wo die belgische Besatzungsmacht künstlich eine Machtasymmetrie geschaffen hatte: Gesetzlich festgeschrieben entstand eine elitäre Tutsi-Rasse und eine untergeordnete Hutu-Rasse. Auch nach der Unabhängigkeit im Einparteienstaat unter Mobutu blieb politische Identität weiterhin allein durch ethnische Solidarität gekennzeichnet.
Andere einflussreiche geopolitische Akteure in Nord-Kivu sind die kongolesische Regierungsarmee, die größte Friedensmission der Vereinten Nationen und zahlreiche weitere internationale Nichtregierungsorganisationen, sodass deutlich wird, dass die dortigen Konflikte nicht nur lokaler, sondern auch regionaler und internationaler Natur sind.
Nach dem Genozid in Ruanda 1994 wurde von internationalen Organisationen, allen voran die UNHCR, die Ansiedlung der geflohenen Anhänger des ruandischen Hutu-Staates und mutmaßliche Haupttäter des Völkermords nach Nord-Kivu vorangetrieben. Gleichzeitig gab und gibt es Bestrebungen vieler (Hutu-)Kongolesen die Tutsi in Nord-Kivu nach Ruanda zu vertreiben.
Die relativ neuen Ölfunde, die in den Grenzgebieten der beiden benachbarten Staaten Ruanda und DR Kongo liegen wecken beiderseits Interessen. Inwiefern bei der Förderung kooperiert werden wird, bleibt abzuwarten.
Im Juni 2013 kam es heftigen Kämpfen zwischen der Rebellengruppe M23 und der kongolesischen Armee, wobei wir gerne den negativen Diskurs, der die M23 Bewegung in den internationalen Medien als Terrorgruppe denunziert, hinterfragen möchten.
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Fotos: Michael Wegener © 2016