Grenze als Ressource

Gomas Sicherheitslage wird vielfach als problematisch wahrgenommen. Aus diesem Grund erwarten viele Bewohner, unter ihnen besonders Kongolesen, dass ihnen die Grenze mehr Schutz bietet. Außerdem wird eine gewisse Furcht durch die fortlaufende Veränderung des Grenzraumes hervorgerufen.

Die Grenze ist auch als ein politischer Ort zu verstehen, welcher den Kongolesen die Chance gibt, ihren Staat wahrzunehmen und den Ruandern die Möglichkeit bietet, ihrem für einige Stunden zu entfliehen. Hierzu bemerkt DOEVENSPECK:

„[…][A]t the border, the Congolese encounter their own state, otherwise often invisible, exerting a hybrid of real and symbolic control as a rare expression of state territoriality. Rwandans use the border to escape, at least temporarily, from their state’s omnipresence“ (DOEVENSPECK 2011: 12).

Auf der anderen Seite, dies ist hier auf sinngemäß zu verstehen, wird die Grenze als Überlebensstrategie wahrgenommen. Tausende ruandische Händler gehen aufgrund der guten Verdienstmöglichkeiten für ihre täglichen Geschäfte nach Goma. Auf ruandischer Seite wird die Grenze vor allem positiv, als ein Ort der Möglichkeiten und des Austausches wahrgenommen. Das Misstrauen der Ruander gilt nicht den Kongolesen, sondern richtet sich gegen ihren eigenen Staat und zum Teil auch gegen Landsleute. Die Grenze stellt für Viele eine Möglichkeit den wirtschaftlichen Restriktionen der ruandischen Behörden zu entgehen dar. Der ruandische Staat reguliert sogar den Anbau der Bauern. So dürfen beispielsweise Bohnen nicht mehr angebaut werden. Obgleich viele den Grenzhandels als positiv bzw. Chance bewerten, sehen sich ruandische Verkäufer immer wieder Schikanen von kongolesischen Beamten und der Bevölkerung ausgesetzt.

Von manchen wird die Grenze als offener Raum aufgefasst. Sie sind zufrieden mit dem Management und sehen in ihr eine Chance, den eigenen Nutzen zu maximieren. Außerdem nehmen sie die unterschiedlichen politischen Systeme in beiden Städten nicht als Problem wahr. Neben ihrer scheinbaren Offenheit, stellt die Grenze auch einen Ort der Exklusion dar. Insgesamt ist festzustellen, dass die Meinungen über die Grenze und auch über Ruanda bzw. die Zwillingsstadt Gisenyi geteilt sind. So wird die straffe ruandische Organisation vielfach als positiv, die ständige Kontrolle und Überwachung hingegen als negativ bewertet. Dennoch sehen viele Kongolesen und Ruander die Grenze als alltäglich und Chance an, wie folgendes Zitat verdeutlicht:

„Generally, Congolese and Rwandan accounts of the border as a resource, as an opportunity for recreation and as something normal and inevitable, show that the mutual exchange embedded in everyday border practices at the local level has the potential to contribute to a deconstruction of the official versions of otherness“ (DOEVENSPECK 2011: 12).
DOEVENSPECK, M. (2011): Constructing the border from below: Narratives from the Congolese- Rwandan state boundary. In: Political Geography 30.3, 129-142.

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