Das Wasserkraftwerk „Ruzizi 1“ am Rande Bukavus hat eine hohe überregionale Bedeutung. Der Fluss Ruzizi, der vom Kivusee gespeist wird und südlich von diesem die Grenze zwischen Ruanda und der demokratischen Republik Kongo markiert, produziert mit 90 Kubikmeter pro Sekunde genutztem Durchlaufwasser knapp 30 Megawatt Strom. Zusätzlich wird der Ruzizi angestaut, so dass ein Stausee mit einem Fassungsvermögen von 1,4 Millionen Kubikmeter entsteht, der als Reserve bereitsteht, sollte die Verbindung vom Kivusee zum Ruzizi geschlossen werden.
Von den produzierten 30 Megawatt werden jeweils knapp 4 Megawatt nach Ruanda und nach Bujumbura in Burundi über Trassen weitergeleitet. Selbst während kriegerischer Auseinandersetzungen lieferte das Kraftwerk ungeachtet der politischen Verwerfungen weiterhin den vertraglich festgelegten Strom. Von den übrigen etwa 22 Megawatt Strom werden die Provinzen Süd-Kivu (80% Anteil) und Nord-Kivu (20% Anteil) versorgt. Selbst mit dem 60 Kilometer flussabwärts liegenden Wasserkraftwerk Ruzizi 2 kann der Energiebedarf der beiden Provinzen nicht gedeckt werden. Alleine Goma, die Provinzhauptstadt Nord-Kivus hat einen Bedarf an 23 Megawatt. Es herrscht in den beiden Provinzen daher ein Energiedefizit.
Laut dem leitenden Ingenieur wäre durchaus mehr Leistung aus Ruzizi 1 realisierbar, aber nicht mit der aktuellen Technik. Die 4 belgischen Turbinen, Baujahr 1958/1959 und 1973/74 wurden zwar 2011 rehabilitiert, aber arbeiten bereits an der Auslastungsgrenze.
Probleme bereitet dem Kraftwerksteam nicht nur der viele Plastikmüll im Fluss, welcher herausgefiltert werden muss, sondern auch die landwirtschaftliche Nutzung der Hänge am Ruzizi. Die reguläre „natürlich“ im Fluss befindlichen Sedimente, die sich im Stausee am Grund sammeln werden mit einer Pumpe angesaugt und nach den Turbinen dem Fluss wieder zugesetzt. Mit dem Aufkommen dieser Sedimente kommt die Pumpe zurecht. Jedoch finden auch immer mehr Sedimente, die aus der Erosion der Hänge am Ruzizi stammen den Weg in den Stausee. Dieser Prozess verstärkt sich mit zunehmender landwirtschaftlicher Nutzung und fehlender Wiederaufforstung. Mit dieser Menge an groben Sedimenten ist die Pumpe jedoch überfordert und verstopft, was große Probleme mit sich bringt: Die Speicherkapazität des Stausees nimmt ab und die im Durchlaufwasser bleibenden Sedimente schädigen die Turbinen.
Seit Januar 2016 wird in Rutshuru in Nord-Kivu ein weiteres Wasserkraftwerk gebaut mit geplanten 17 Megawatt Leistung, das von Warren Buffet finanziert wird. Strittig ist noch, ob und wohin der daraus entstehende Strom geliefert werden soll, außer zum lokalen Verbrauch. Ebenso ist ein weiteres Kraftwerk am Ruzizi in Planung, Ruzizi 3, das mit geplanten 145 Megawatt Leistung viele Versorgungsprobleme lösen könnte. Dieses Projekt soll hauptsächlich durch die Europäische Union finanziert werden.
Fotos: Klara Schmalbach & Marja Swiridoff & Michael Wegener © 2016