Forschung: Academic Urban Entrepreneurs in Addis Abeba –Lebenswelten im sozioökonomischen Wandel?

Academic Urban Entrepreneurs in Addis Ababa (Einführung)

Innovative UnternehmerInnen, die einen akademischen Hintergrund haben – diese findet man in Addis Ababa beispielsweise im ICE Addis, das auch im Rahmen der Exkursion besucht wurde . Diese sind einer aufstrebenden afrikanischen Mittelschicht zuzuordnen. Wie Spronk (2016) definiert, sind für diese sowohl materielle als auch immaterielle Faktoren von Bedeutung. Was das konkret bedeutet, wird folgendermaßen definiert: „[A]ccess to education, resources and networks are all productive possibilities that are interdependent and co-produce conditions permitting to climb up the social ladder or to improve one’s socio-economic position“ (ebd.: 16).

Forschungsfrage

Die Gruppe an Studierenden um Sophia Sipple und Marvin Matheis erforschte die Lebenswelten von akademischen UnternehmerInnen in Relation zu anderen Realitäten der äthiopischen Gesellschaft. Insbesondere wurde dabei untersucht, welche Werte, Verhaltensweisen, soziale Praktiken und Hintergründe die befragten Individuen aufweisen und wie sie sich voneinander unterscheiden. Gefragt wurde dabei auch, wie sich diese Lebenswelten im Wandel befinden aufgrund staatlich intendierter sozio-ökonomischer Transformationsprozesse.

Methoden

Mithilfe der Methoden des Leitfadeninterviews sowie der teilnehmenden Beobachtung wurden Daten erhoben. Insgesamt wurden 13 Personen interviewt. Die zweitgenannte Methode wurde im Co-Working Space von Ice Addis, bei Moyee Coffee, sowie bei Burger Me und einem weiteren Restaurant eingesetzt.

Ergebnisse

Die Lebenswelten der erforschten UnternehmerInnen zeigen sich als sehr individuell ausgestaltet. Neben vielen Spezifika wurden jedoch einige Gemeinsamkeiten herauskristallisiert, die es möglich machen, die innovativen Unternehmer einem soziokulturellen Milieu zuzuordnen bzw. nahelegen, dass diese bisher noch relativ überschaubare soziale Gruppe in Zukunft ein solches konstituieren wird.

Die empirischen Daten deuten darauf hin, dass sich die Gruppe der Unternehmer durch eine offene, kosmopolitische Grundeinstellung auszeichnet. Dies beinhaltet die Anpassungsfähigkeit an neue, (externe) Entwicklungen. Die interviewten Unternehmer haben ein großes Bedürfnis nach Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Individualismus. Mit ihrer Risikobereitschaft und ihrem Veränderungswillen besitzen sie die nötigen Voraussetzungen, um Wandelprozesse initiieren zu können. Diese Charaktereigenschaften unterscheiden sie stark von denen der äthiopischen Gesamtgesellschaft. Außerdem führt ihre Arbeitsbereitschaft und der hohe Stellenwert, den sie Arbeit zuschreiben, tendenziell dazu, dass in ihren Lebenswelten weniger Zeit und Raum für kulturelle Praktiken, Religionsausübung und außerberufliche soziale Beziehungen übrigbleibt.

Wirtschaftliche Denkweisen und Logiken, die stark der westlichen Moderne entlehnt sind, scheinen gegenüber bei den Unternehmern mit kulturellen Ordnungs- und Begründungsmustern an Bedeutung zu gewinnen. Dazu kommt, dass die Geschäftsmodelle ihrer Unternehmungen auf der Annahme des technologiegestützten Wandels aufbauen, welchen die meisten von ihnen gerne mit vorantreiben würden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die beforschten UnternehmerInnen von vorausgegangen Generationen und anderen sozialen Gruppen im heutigen Äthiopien unterscheiden. Vermutlich sind sie als Agenten und Protagonisten des sozioökonomischen Wandels auch stärker von jenem betroffen. Ob die spezifischen Einstellungen, Werten und Verhaltensweisen der Unternehmer einen Anhaltspunkt für die zukünftige Entwicklung der äthiopischen Gesamtgesellschaft geben, bleibt höchst ungewiss.

Quellen

Spronk 2016

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