Nachdem wir vormittags wieder die Grenze nach Goma überquert hatten, und drei von uns Bekanntschaft mit der Korruption kongolesischer Behörden machten, fanden wir uns im kongolesischen Hauptquartier von Mercy Corps ein. Mercy Corps ist eine in 38 Ländern tätige „Hilfsorganisation“ mit Sitz in den USA und Schottland. Unser Besuch wurde von einem ehemaligen GEFA-Studenten ermöglicht, der heute bei Mercy Corps arbeitet.
Mit einem Budget von 60 Millionen US-$ im Jahr, ist der Einsatz in der D.R. Kongo der finanzintensivste weltweit von Mercy Corps. Dabei sind sie im Kongo ausschließlich im Osten aktiv. Angefangen haben sie in der Region mit Nothilfeeinsätzen, führen heute aber auch Projekte durch, die auf Langzeitentwicklung abzielen. In Zusammenarbeit mit der kongolesischen Regierung, der Zivilgesellschaft und der Privatwirtschaft führt Mercy Corps zurzeit Projekte zur Verbesserung der Wasserversorgung, Ernährungssicherheit und ökonomischen Situation der kongolesischen Bevölkerung durch. Strategisch möchten sie nach Aussage der Landesdirektorin dadurch die grundlegenden Ursachen der Konflikte im Ostkongo bekämpfen. Bis vor kurzem war auch die Bekämpfung und vor allem Prävention von Ebola ein großes Thema.
Einen Hauptfokus legte Mercy Corps uns gegenüber auf das Wasserprogramm Imagine, bei dem mithilfe mehrerer Wasserreservoire und knapp unter Hundert öffentlich zugänglicher Wasserverkaufsstellen in Goma und Bukavu die Wasserversorgung der Bevölkerung verbessert werden soll. Durch die Verwaltung der Verkaufsstellen durch ein privates Unternehmen soll die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sichergestellt werden, woran die eigentlich für die Wasserversorgung zuständigen staatlichen Behörden seit Jahrzehnten scheitern. Ein erster Erfolgsindikator sei die Reduzierung von Durchfallerkrankungen von unter 5-Jährigen von 30% auf 1,9%. Dabei musste Mercy Corps allerdings zugeben, dass das nicht direkt und uneingeschränkt auf das Projekt zurückzuführen ist.
Herausforderungen für Mercy Corps sind laut der Landesdirektorin vor allem die Zusammenarbeit mit der kongolesischen Regierung, sowie die Koordination mit den über 100 anderen „Hilfsorganisationen“ und der Wettbewerb mit denselben um Personal. Gerade die Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Regime und auch die tatsächliche Wirkung der Projekte wurden von uns kritisch hinterfragt.
Nach dem Überblick über die Arbeit des Mercy Corps besichtigten wir noch zwei Baustellen von Wasserreservoiren in Goma, welche von chinesischen Unternehmen gebaut werden, und eine Wasserausgabestelle des Imagine-Projekts. Bei den Besichtigungen wurde sehr deutlich, dass Mercy Corps äußerst um ihre Außenwirkung uns gegenüber bemüht war.
Den Nachmittag verbrachten wir mit unseren individuellen Forschungsprojekten und den letzten Vorbereitungen für den Aufstieg auf den Nyiragongo am nächsten Morgen.