Miniforschung: Rafael Eifler

Der Status der Kirche in Ruanda – Vergleich zwischen Kigali und dem ländlichen Ruanda

Nach dem Genozid in Ruanda bei dem besonders die katholische Kirche, aber auch andere Kirchen teilweise eine Täterrolle einnahmen, hat sich seitdem einiges in der ruandischen Kirche getan. Zwar kann in dieser Arbeit nicht der komplette Wandel dargestellt werden, jedoch können Tendenzen über die einzelnen Denominationen in ihrer Zahl und Registrierung in Ruanda erkennbar gemacht werden. Dafür wurden zunächst die registrierten Gemeinden Ruandas auf Google Maps georeferenziert. Die Zahl dieser Gemeinden ist mit 651 deutlich unter der Zahl der tatsächlichen Gemeinden Ruandas. Trotzdem ergibt es zusammen mit den 39 Gemeinden auf dem Weg zwischen Kigali und Gisenyi ein interessantes, aber nicht repräsentatives Ergebnis.

Weiterhin ist die katholische Kirche, die Kirche mit den meisten Gemeinden. Auf Google Maps war sie mit 130 Gemeinden fast doppelt so stark repräsentiert, wie jede andere Denomination in Ruanda. Besonders im ländlichen Ruanda ist sie die wichtigste Denomination. Im ländlichen Raum sind dazu, nach der Google Maps Recherche noch die Pfingstdenomination ADEPR (insgesamt 84 Gemeinden) , die Seventh Day Adventists (77), die Anglican Church of Rwanda (41) und die Église Presbytérienne au Rwanda (20). Alle diese Denominationen sind deutlich vor 1994 gegründet bzw. registriert worden (die letzte war ADEPR 1940) und hatten damit länger Zeit sich auch im ländlichen Raum zu etablieren. Während der Recherche vor Ort waren besonders ADEPR Gemeinden mit 9 und Église Presbytérienne au Rwanda mit 6 noch nicht sonderlich im ländlichen Raum auf Google Maps eingetragen.

Der erste Unterschied Kigalis zum ländlichen Raum ist, dass deutlich mehr Gemeinden in Kigali auf Google Maps eingetragen sind. Insgesamt waren es in der Provinz Kigali City ca. 250 Gemeinden. Zusätzlich gibt es in Kigali eine deutlich vielfältigere Kirchenlandschaft. So sind dort auch schon viele Denominationen, die sich erst nach dem Genozid und teilweise auch wegen des Genozids angesiedelt haben. Spannend ist hierbei sicherlich zunächst das Beispiel der Zeugen Jehovah’s, die mit 76 Gemeinden, besonders in Kigali, ziemlich vollständig auf Google Maps vertreten zu sein scheinen. Trotz der späten Registrierung 2002 scheint es jedoch auch im ländlichen Raum gelungen zu sein, sich zumindest teilweise zu etablieren. Ein weiterer interessanter Erkenntnispunkt kann aus der Herkunft der neuen Denominationen gezogen werden. Zwar gibt es mit Assemblies of God (8) aus den USA oder Christian Life Assembly (1) aus Kanada, besonders in Kigali einen westlichen Einfluss, der sich jedoch nur vereinzelt im ländlichen Ruanda niederschlägt. Das Gleiche gilt für westafrikanische Denominationen, wie die nigerianischen Megachurches Christ Embassy (1) oder Winner’s Chapel (1) oder Lighthouse Chapel (3) aus Ghana. Daneben gibt es jedoch auch Denominationen aus den Nachbarländern, wie Zion Temple (4) aus DR Kongo und Église Vivante de Jesus (3) aus Burundi. Diese sind auch in Kigali zentriert, haben jedoch auch Gemeinden in anderen Zentren, wie in Gisenyi aufgebaut. In einem Gespräch mit einem Ruander wurde besonders die neue ruandische Evangelical Restoration Church (4) als besonders interessante Denomination herausgestellt, da „sie sich anders als die katholische Kirche nicht auf unbiblische Rituale und Regeln fokussiere.“

Nachdem nach dem Genozid zunächst zunehmendes Interesse der Ruander am Islam merkbar war, hat dieser Trend schon Ende der 1990er oder Anfang der 2000er Jahre abgenommen. Seitdem haben sich neue Denominationen besonders in Kigali angesiedelt, die sich immer mehr auch in kleineren Städten in Ruanda etablieren. Auch wenn die katholische Kirche weiterhin die wichtigste Denomination darstellt und besonders im ländlichen Raum sehr präsent ist, scheint der Trend ihrer Mitgliederzahlen eher negativ zu sein.