Die Tschechische Republik als Wirtschaftspartner

Für die Tschechische Republik sind die Deutschen weitaus mehr als nur ein Nachbarvolk, das für billige Zigaretten, Bier oder Benzin mal kurz über die Grenze kommt. Viel wichtiger ist das wirtschaftliche Verhältnis der beiden Nationen, von dem beide, vor allem aber die Tschechische Republik, profitieren. Grundvoraussetzung für die aktuellen Verflechtungen ist der 1992 geschlossene Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit – zwischen Deutschland und der damaligen Tschechoslowakei. Dieser wurde 1997 mit der „Deutsch-Tschechischen-Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung“ novelliert.

Handel zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik

Neben dem Handel nimmt auch die wirtschaftliche Vernetzung und Arbeitsteilung zwischen den beiden Staaten zu. Vor allem im Grenzbereich findet eine starke Verflechtung zwischen deutschen und tschechischen Unternehmen und Arbeitnehmern statt. So existieren in der Tschechischen Republik rund 4.000 Unternehmen mit deutscher Beteiligung. Über 20.000 Deutsche arbeiten und leben derzeit in der Tschechischen Republik. Umgekehrt arbeiten 2016 allein in Bayern über 25.000 Tschechen, von denen jedoch viele ihren Wohnsitz in der Heimat haben. Insbesondere das verarbeitende Gewerbe in den Bereichen Automotiv, Metallverarbeitung und Maschinenbau steht hier im Fokus. Die folgende Abbildung zeigt die wichtigsten Import- und Exportgüter zwischen den beiden Ländern.

Deutsch-Tschechischer Warenverkehr 2016

Besonders wichtig für das Entstehen einer wirtschaftlichen Partnerschaft sind Gewerkschaften, Handelskammern und deutsch-tschechische Vereine. Die vorteilhaften grenzüberschreitenden Netzwerkstrukturen erleichtern die Kontaktaufnahme zu anderen Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen, Informationen können ausgetauscht und Partnerschaften können entwickelt werden. Häufig werden durch die Handelskammern und Vereine Sprachkurse sowohl für deutsche als auch für tschechische (potentielle) Arbeitnehmer angeboten um die Sprachbarriere zu überwinden. Viele ältere Arbeitnehmer aus der Tschechischen Republik verfügen über gute Deutschkenntnisse, wohingegen von den jüngeren kaum mehr jemand deutsch sprechen kann. Unter den Deutschen lernen sehr wenige tschechisch, dies ist auch der Schwierigkeit der tschechischen Sprache geschuldet.
Die wirtschaftliche Zukunft und Zusammenarbeit der beiden Nationen ist stark von einem künftigen Fachkräftemangel vor allem in der von Abwanderung betroffenen Grenzregion geprägt. Durch Vereine, öffentliche Ämter und Handelskammern wie beispielsweise das Centrum Bavaria Bohemia, die Bayerische Repräsentanz in Prag und die deutsche Industrie- und Handelskammer in Pilzen, soll die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit weiterhin ausgebaut werden. Die deutsche Wirtschaftskraft wird in der Tschechischen Republik als sehr positiv bewertet. Besonders gelobt werden die Unternehmensführung, die Arbeitnehmerfürsorge, der Umweltschutz und die Einhaltung von Gesetzen. Andersherum ist die Wahrnehmung tschechischer Firmen aus deutscher Sicht geringer. Allerdings haben die tschechischen gut ausgebildeten Fachkräfte einen sehr guten Ruf bei vielen bayerischen Unternehmen in der Grenzregion. Die Nachfrage nach tschechischem Fachpersonal steigt stetig an.

Autorin: Mona Augustin

Literaturverzeichnis:

AHK Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (2017): Deutsch-Tschechischer Warenverkehr 2016, http://tschechien.ahk.de/typo3temp/pics/f471ab5a9d.png,
abgerufen am 22.03.2018.

AHK Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (2018): Deutsch-tschechischer Außenhandel bricht erneut Rekord, http://tschechien.ahk.de/fileadmin/ahk_tschechien/Presse/PM_2018/180205_PM_DTIHK_Rekord_deutsch-tschechischer_Aussenhandel_2017.pdf,
abgerufen am 22.03.2018.

Bayerisches Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat und Ministerium für Regionale Entwicklung der Tschechischen Republik (2015): Entwicklungsgutachten für den bayerisch-tschechischen Grenzraum,
https://www.landesentwicklung-bayern.de/fileadmin/user_upload/landesentwicklung/Dokumente_und_Cover/Projekte/151120_Entwicklungsgutachten_BY-CZ_DE_final.pdf,
abgerufen am 22.03.2018.

Deutscher Bundestag (o.J.): Deutsch-tschechische Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung,
https://www.bundestag.de/parlament/geschichte/gastredner/havel/havel2/244732,
abgerufen am 22.03.2018.

DIE WELT (2017): Zahl der tschechischen Arbeitnehmer stark gestiegen,
https://www.welt.de/regionales/bayern/article166193249/Zahl-der-tschechischen-Arbeitnehmer-stark-gestiegen.html,
abgerufen am 22.03.2018.

Kucharczyk/Łada/Wenerski (2013): Deutschland, Polen, Tschechien. Die wirtschaftlichen Beziehungen und das Bild vom Nachbarland. Warschau.

Statistisches Bundesamt (2018): Außenhandel – Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland,
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Aussenhandel/Tabellen/RangfolgeHandelspartner.pdf?__blob=publicationFile ,
abgerufen am 23.03.2018.

Radio Praha (2010): Neue Studie: Die gute und die schlechte Nachricht über Deutsche in Tschechien,
http://www.radio.cz/de/rubrik/kaleidoskop/neue-studie-die-gute-und-die-schlechte-nachricht-ueber-deutsch-in-tschechien,
abgerufen am 22.03.2018.

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