„Das ist unsere Linie!“ ruft Nicolai, als sich der Trolley-Bus 2 unserer Haltestelle nähert. Noch bevor er zum Stehen kommt, öffnen sich quietschend die Türen. Wir steigen ein, jeder mit einem Ticket in der Hand, das noch validiert werden muss. Eilig werden die Tickets von Person zu Person zum validierenden Locher gereicht, weil man sich selber nicht mehr bewegen kann.
Nachdem alle Tickets gelocht sind, kann man sich etwas entspannen und umschauen. Dabei werden wir Zeuge einer zu Beginn etwas befremdlich wirkenden Szene: An uns vorbei werden Geldscheine nach vorne gereicht, die wie selbstverständlich von Person zu Person wandern. Zurück kommen nach kurzer Zeit Tickets für die Fahrt und das passende Rückgeld. Alltägliche Mobilität in Lwiw.
Für uns Bayreuther Tourist*innen wirkt der Anblick erstmal ungewohnt. Elektrische Straßenbahnen – das kennt man, aber elektrische Busse sind in Deutschland eine Seltenheit geworden. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts Deutschland noch Vorreiter in Oberleitungsbussen war, erfuhr die Entwicklung durch den Ersten Weltkrieg eine deutliche Zäsur. Im Laufe der 1960er Jahre wurden die sogenannten Trolleybusse schließlich durch die zunehmende Individualisierung der Mobilität und das neue städtebauliche Leitbild der „autogerechten Stadt“ bis auf wenige Ausnahmen abgeschafft. In der ehemaligen Sowjetunion hielten sich diese Verkehrsmittel jedoch wesentlich länger und stehen bis heute als Charakteristikum für das osteuropäische Stadtbild. Weltweit gibt es in etwa 40 000 solcher Obusse, von denen alleine 8 000 in der Ukraine verkehren. Die Ukraine besitzt außerdem die weltweit bekannteste und längste Oberleitungsbusstrecke verläuft auf der Krim, wo sie Simferopol mit Jalta auf einer Strecke von 86,5 km verbindet.
Trolley-Busse wurden früher auch „gleislose Bahn“ genannt und werden ähnlich wie viele Züge mit Elektromotor betrieben, die über Oblerleitungen mit Strom versorgt werden. Ab und zu blitzt es an diesen Leitungen und man wird Zeuge von Entladungen zwischen Stromabnehmer und Leitung.Ähnlich wie viele Züge werden sie mit Elektromotor betrieben, die über Oblerleitungen mit Strom versorgt werden. Ab und zu blitzt es an diesen Leitungen und man wird Zeuge von Entladungen zwischen Stromabnehmer und Leitung.
Der ÖPNV in Lwiw besteht aus Straßenbahnen, Autobussen und Trolley-Bussen.Viele der Fahrzeuge stammen aus ausrangierten ausländlischen Flotten, weshalb man neben der Tür beispielsweise noch einen Aufkleber mit dem Wort „Türöffner“ findet. Jedes Fahrzeug besitzt mehrere Locher mit fahrzeugspezifischen Lochmustern, welche zur Validierung dienen. Die Tickets können direkt beim Fahrer bzw. der meist weiblichen Fahrerin erworben werden – bei laufender Fahrt!