Old Fadama gilt als der größte innerstädtische Slum Accras und ist außerdem für das angrenzende Marktviertel Agbogbloshie bekannt, wo sich einer der größten Gemüsemärkte Ghanas befindet. Die Bevölkerung Old Fadamas stammt zu 95% aus dem Norden Ghanas, weswegen der Ort stark muslimisch geprägt ist. International berüchtigt ist das Viertel jedoch vor allem als Umschlagplatz für Altmetall und Elektroschrott aus aller Welt, der dort recycelt bzw. entsorgt wird. Im Rahmen unserer Exkursion wurden wir von einem politischen Sprecher der Gemeinschaft, einer NGO-Mitarbeiterin sowie einem Anwohner durch Old Fadama geführt, um mehr über das Thema Urbanisierung und informelle Siedlungen bzw. sogenannte urbane Slums zu erfahren.
Unsere Führung bginnt auf der vielbefahrenen Straße, die die Siedlung Old Fadama von Agbogbloshie trennt. In dem nahe dieser Straße gelegenen Teil Old Fadamas gibt es viele Läden und es bestehen Handelskontakte zu andern Stadtvierteln und Märkten in Accra. Hier sehen wir viele Steinhäuser, die zum Großteil auch zweistöckig gebaut sind. Je weiter wir uns jedoch von der Straße entfernen und der Lagune annähern, desto schlechter erscheinen uns die Lebens- und Wohnbedingungen der Menschen. Die Häuser hier sind kleiner und meist aus Holz und es gibt nur wenige Läden.
Während unserer Führung wird uns die Arbeit verschiedner NGOs bzw. Vereinigungen, wie z.B. die der Old Fadama Development Association und der Ghana Federation of the Urban Poor, vorgestellt. Letztere arbeitet in verschiedenen westafrikanischen Ländern und tritt offiziell für die Rechte der Armen ein. Innerhalb Old Fadamas besteht eine Form der Selbstverwaltung, in der gewählte community leaders dafür zuständig sind Probleme zu klären, worunter auch kleinere Verbrechen fallen. Diese Form der Justiz steht in keinerlei Abhängigkeit zur offiziellen Regierung.
In unserer Führung bekommen wir auch erklärt, wie Neuankömmlinge Zugang zur Gemeinschaft erhalten. Dies geschieht über einen ersten Aufenthalt bei dort lebenden Verwandten oder anderen Bekannten, wo man sich den Platz für ein eigenes Haus innerhalb der Gemeinschaft „verdienen“ muss. Diesen Platz bekommt man dann von den community leaders zugewiesen. Da niemand ein offizielles Landrecht besitzt, kann das Land jedoch nicht käuflich erworben oder gepachtet werden. Wenn man mehrere solcher zugewiesenen Grundstücke besitzt, können diese allerdings für einen wöchentlich zu zahlenden Betrag vermietet werden.
Während das Viertel an das Elektrizitätsnetz angeschlossen ist, was über einen nahegelegenen Verteiler ermöglicht wurde, gibt es nach wie vor keine offizielle Wasserversorgung. Es gibt aber einen illegalen Wasserzugang über offene, durch die Korle Lagune verlaufende Rohre. Jedoch hat die Wasserfirma aufgrund der Informalität der Siedlung und den Schwierigkeiten das Wasser abzurechnen kein Interesse an einem Anschluss des Viertels. Es gibt allerdings öffentliche Gemeinschaftstoiletten bzw. Waschräume, für die die Bewohner, die ansonsten kaum eigene Sanitäranlagen besitzen, meist eine kleine Gebühr von 20 Pesewa (c.a. 3 Cent) entrichten müssen. Neben der Wasserversorgung ist besonders Müll ein großes Problem in Old Fadama. Da es keinerlei Entsorgungsmöglichkeiten gibt, hat sich in der Lagune eine riesige Müllhalde gebildet.
Nach unserer Tour durch Old Faddam überqueren wir schließlich eine Brücke über die Korle Lagune, für die eine Mautgebühr von 20 Pesewa erhoben wird, und gelangen somit nach Agbogbloshie. Dort sehen wir verschiedene Werkstätten, wo recyceltes Material weiter aufbereitet und verkauft wird, und beobachten, wie Arbeiter ummantelte Kabel verbrennen, um an das wertvolle Kupfer zu gelangen. Dies geschieht jedoch in erster Linie morgens oder abends, da zu dieser Zeit weniger Menschen anwesend sind, die die dabei entstehenden giftigen Dämpfe einatmen könnten.