Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) wurde im Jahr 1945 gegründet, ist eine rechtlich selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen und hat ihren Hauptsitz in Paris. Aktuell hat die UNESCO 195 Mitgliedsstaaten. Wir haben das Regionalbüro der UNESCO in Addis Abeba besucht und dort mit dem Zuständigen der Natural Sciences Sektion Benno Boer und dem Cultural Programm Officer Getu Assefa ein Gespräch geführt.
Getu Assefa hat uns in seinem Vortrag das UNESCO-Konzept des Welterbes erläutert. Das Konzept wurde in den späten 1950er Jahren als Folge des Baus des Nasser Damms in Südägypten und der daraufhin notwendigen räumlichen Verlagerung von Abu Simbel und der Rettung der Altstadt von Venedig entwickelt. Die UNESCO hat einen Aufruf für Spendengelder gestartet und konnte dadurch die beiden kulturell und naturell wertvollen Stätten erhalten. Doch erst 1972 wurde die UNESCO Konvention der Weltkulturerbe verabschiedet. Zu Beginn gab es zwölf Welterbestätten. Teil davon waren unter anderem zwei Stätten in Äthiopien: die Felsenkirchen von Lalibela und die Simien Berge. Die Anzahl der von UNESCO als Welterbe anerkannten Orte, hat weltweit ein immenses Wachstum zu vermerken, so existieren derzeit schon 1031 anerkannte Stätten. Das Konzept des UNESCO Welterbes hat im Laufe der Zeit einen Wandel durchlaufen und so gibt es mittlerweile neben Weltkultur- und Weltnaturerbestätten auch neu das immaterielle Weltkulturerbe, welches soziale Praktiken, Rituale, traditionelle Feste und ähnliches umfasst (vgl. UNESCO 2017).
Besonders über die neue Kategorie des immateriellen Kulturerbes (engl. „intangible cultural heritage“) wurde im Anschluss an den Besuch rege in der Exkursionsgruppe diskutiert. Es kamen Fragen auf wie: Können soziale Praktiken durch die Auszeichnung als UNESCO Welterbe konserviert werden? Sollten sie konserviert werden? Werden ausschließlich als „exotisch“ wahrgenommene Praktiken aufgenommen? Wer entscheidet welche soziale Praxis als schützenswert gilt-? Wir fragten uns zudem inwiefern Materialität von Natur bzw. Artefakte und Verhaltensweisen von Menschen miteinander verwoben sind.
[Aus dem thematischen Protokoll von Pauline Windler und Marvin Matheis]
Äthiopien ist in Afrika das Land mit den meisten Anlagen, die im World Heritage gelistet werden. Dazu gehören:
- Die Felsenkirchen von Lalibela
- Die Simien Mountains
- Fassil Ghib (Altstadt von Gonder)
- Die Stelen von Aksum, die bis zu 32m hoch sind
- Fossilien von Lucy (einer der frühesten menschlichen Skeletten) in Awash
- Lower Valley of Omo (gilt als Ursprung menschlichen Lebens)
- Historische Stätte von Tiva
- Die Altstadt von Harar
- Kulturelle Landschaft von Konso
Die Deklaration zum Weltkulturerbe sorgt dafür, dass sich die touristischen Orte Äthiopiens besser vermarkten lassen. Durch die Definition wird ihnen eine Bedeutung zugeschrieben, die über Staatsgrenzen hinaus geht.
Quelle: United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO)2017: What is Intangible Cultural Heritage. URL: https://ich.unesco.org/en/what-is-intangible-heritage-00003, abgerufen am 10.06.2017.