Die Ukraine. Ein Land geprägt durch einen sowjetischen Baustil.
Mit dieser Haltung und diesem stereotypischen Gedankengang haben sich die Meisten unserer Gruppe auf die Reise in ein uns bislang unbekanntes Land gemacht. Schon unser erster Halt, Lwiw, belehrte uns eines Besseren – und zu diesem Zeitpunkt warteten noch weitere zwei Städte auf uns.
Lwiw glänzte sofort mit wunderschönen Altbauten, die kaum zerstört worden waren. Von Krieg ist in der weitläufigen Altstadt kaum etwas zu sehen. Die meisten Denkmäler und architektonisch herausstechenden Gebäude überlebten beide Weltkriege und können sowohl Touristen als auch Einheimische weiterhin beglücken. Es ist kein Wunder, dass die Stadt in die UNESCO – Welterbeliste aufgenommen wurde, umso erschütternder ist die Tatsache, dass die Stadt beinahe dem Erdboden gleichgemacht werden sollte, als sie Teil der Sowjetunion wurde. Zum Glück nur beinahe. Eine vielseitigere Stadt ist uns bisher nur selten vor die Augen gekommen. In einem kurzen Spaziergang kann man sowohl ukrainische, polnische, jüdische, armenische, österreichische als auch deutsche Architektur aus verschiedensten Epochen, von Barock bis Konstruktivismus, genießen. Lwiw bietet dem Auge nur das Beste aus allen Epochen und zeigt eine wunderbare Verschmelzung zwischen der altertümlichen Bauweise des Westens sowie der des Ostens. Schon mit Lwiw hat unsere Ausgangshaltung also ein Ende gefunden: uns wurde schnell klar, dass dieses Land soviel mehr als nur ein postsowjetisches Land ist.
Unser zweiter Halt führte uns ans schwarze Meer, nach Odessa. Angekommen am Hauptbahnhof, gerade kommend aus einer Stadt mit solch einer schönen Atmosphäre, wirkte dieser und die Umgebung eher ernüchternd. Der äußere Ring der Innenstadt von Odessa, in welchem unser Hotel lag, war nicht besonders vielversprechend.
Glücklicherweise bot sich uns in der Innenstadt ein deutlich schönerer Anblick. Auch hier glänzt die Ukraine wieder in einem neuen Licht. Die Planstadt und das dazugehörige Straßennetz, welches in einem antiken römischen Stil geplant wurde, hinterlässt bei jedem Besucher ein gutes Gefühl. Auch Odessas Architektur ist geprägt durch den Klassizismus und den Barock. Das wohl bekannteste Gebäude Odessas, das Opernhaus, ist hierfür das beste Beispiel:
Errchtet im Jahre 1887 im Stil des österreichischen Barocks, erinnert es an Wien und das dortige Burgtheater. Jedoch ist nicht nur das Opernhaus einen Besuch wert, die ganze Innenstadt bietet viele architektonisch wertvolle Gebäude, die Odessa zu einer Stadt machen, welche man gesehen haben muss.
Kiew – unser letzter Halt. Eine Großstadt mit beinahe 3 Millionen Einwohnern und die Hauptstadt der Ukraine.
Die Großstadt kam unserem Urgedanken, welchen wir hatten, wenn wir an die Architektur der Ukraine dachten wohl am nächsten. Eine Stadt die durch den sozialistischen Klassizismus, den Zuckerbäckerstil, geprägt ist. Diese Art der Bebauung ist auszeichnend für die Bauweise in der Sowjetunion und doch hat sie uns stärker überrascht als wir erwartet hatten. Die Innenstadt und hierbei besonders herausstechend der Chreschtschatyk-Boulevard, hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Die vielen, über die ganze Stadt verteilten, imposanten Denkmäler, welche auf die jüngste Geschichte des Landes und der Stadt selbst verweisen, verleihen dem Bild der Stadt zudem einen starken Nachdruck. Die hügelige Landschaft, die das Stadtbild prägt, gibt jedem Besucher die Möglichkeit tolle Blicke über Kiew zu erhaschen und zeigt außerdem wie gut der Dnepr in das Bild der Hauptstadt hineinpasst. Erst die Randzonen, mit ihren sehr hohen Bebauungen, der Stadt zeigen, dass es sich um eine derartig große Stadt handelt. Also sprengte auch Kiew jede unserer Erwartungen und macht einen tollen Job als Hauptstadt des Landes.
Lwiw, Odessa und Kiew – drei so unterschiedliche Städte, die uns einen wunderbaren Einblick in das Land bieten konnten. Unser vorheriges recht klischeehaftes Bild des Landes wurde überschrieben. Klar wurde, dass es sich ein buntes sehr vielseitiges Land handelt, das sicher nicht lange ein Geheimtipp bleiben wird.