Wirtschaftliche Transformation in Polen und der Ukraine seit 1989

Nach der Unabhängigkeit Polens im Jahr 1989 und der Ukraine im Jahr 1991 von der Sowjetunion (UdSSR) standen beide Staaten vor der Herausforderung einer wirtschaftlichen Transformation. Die sowjetische Planwirtschaft war überholt. Im Zuge dessen mussten sich die Betriebe einer globalen Konkurrenz stellen, wodurch erstmals offene Arbeitslosigkeit in Erscheinung trat. Darüber hinaus kam es zum Wegfall von bisherigen Absatzmärkten sowie einer veränderten Eigentumssituation, welche sich weg vom Staatseigentum hin zu privatem Eigentum orientierte.

Ausgehend von einer schlechten politischen und wirtschaftlichen Lage ist nach der Unabhängigkeit Polens im Jahr 1989 der Transformationsprozess eingeleitet worden. Dieser Vorgang folgte dem besonders rigiden Balcerowicz-Plan, benannt nach dem polnischen Wirtschaftswissenschaftler Leszek Balcerowicz. Dieser Plan in Form einer Schocktherapie folgte dem Grundgedanken der Privatisierung, Liberalisierung und (makroökonomischen) Stabilisierung. Die anfänglich erwarteten Auswirkungen, wie Hyperinflation, Einbruch der Steuerbasis und Einkommen sowie Arbeitslosigkeit traten ein und führten bis zum Jahre 1991 zu einer Transformationsrezession. In der Folgezeit entwickelte sich Polen aufgrund seiner positiven Wirtschaftsentwicklungen zu einem „Vorbild für alle Transformationsländer“ und gilt bis heute als das erste postkommunistische Land, das die Transformationskrise überwunden hat und sich seit Jahren durch ein hohes Wirtschaftswachstum auszeichnet.

Die Ukraine wurde mit der Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1991 unabhängig und ebenso wie Polen aus wirtschaftspolitischer Sicht mit Herausforderungen der Transformation hin zu einer leistungsfähigen Marktwirtschaft konfrontiert. Der Wandel verlief allerdings deutlich weniger geplant. Geprägt von Regierungswechseln, Korruption und einer Konkurrenzsituation zwischen Russland und Europa vollzog sich die Transformation nur schleppend. Von politischer Uneinigkeit aufgehalten, konnten bis Ende der 1990er-Jahre keine Reformen durchgesetzt werden, um den wirtschaftlichen Abwärtstrend zu stoppen. Ein folglicher Aufwärtstrend bis ins Jahr 2007 konnte das Ausgangsniveau nicht wiederherstellen. Die Finanzkrise stoppte diesen Trend jedoch und führte einen weiteren Einbruch mit sich. Das Land befindet sich nach wie vor in der Transformationsrezession.

Insgesamt kann also konstatiert werden, dass Polen unter Anwendung „westlicher“ Konzepte seine Transformation (beinahe) abgeschlossen hat und sich wohl auch in Zukunft, einen Strukturwandel zur Wissensökonomie vorausgesetzt, weiterhin positiv entwickeln wird. Die Ukraine hingegen hat sich vom Zerfall der Sowjetunion bis heute nicht erholt und die aktuelle „Ukraine-Krise“, die ihre Wurzeln in der Heterogenität des Landes hat, gibt wenig Anlass zum Glaube an eine baldige Verbesserung der Situation.

Autoren:

Jan Ballmann und Manuel Riedl

Schreibe einen Kommentar