Die Pfunda Teefabrik in Gisenyi ist ein bedeutendes Unternehmen in der Ruanda. 5000 Menschen, darunter auch Bauern und Pflücker der firmeneigenen Teefarmen sind direkt von Pfunda angestellt und weitere 3000 Kleinbauern arbeiten indirekt für Pfunda als Zulieferer von rohem Tee über verschiedene Sektoren Ruandas verteilt. Im Jahr 2015 produzierte das Unternehmen 2437,8 Tonnen fertigen Tee aus 10119,5 Tonnen Rohmaterial (=Teeblätter)
Tee, egal welche letztendlich im Handel erhältliche Sorte (Grüner Tee, schwarzer Tee, Oolong Tee, weißer Tee, etc.) wird immer aus der gleichen Pflanze gewonnen. Es gibt 2 Teearten, den tropischen Tee, der hier verarbeitet wird, und den bis zu -7 Grad frostresistenten subtropischen Tee, der vor allem in der Türkei, im Iran und auch in Indien kultiviert wird. Lediglich die Verarbeitung des Rohmaterials, also der Teeblätter, bestimmt die spätere Sorte. Teeanbau spielt in Ruanda im Allgemeinen in der Landwirtschaft eine große Rolle. Als eines der Hauptexportprodukte des Landes genießt der ruandische Tee aufgrund seiner hohen Qualität ein hohes Ansehen.
Nach etwa zwei Jahren kann eine neu gepflanzte Teepflanze das erste Mal geerntet werden. Dabei wird keineswegs die ganze Pflanze zerstört: gepflückt wird der oberste Teil eines Zweigs, an dem sich zwei Teeblätter und ein noch nicht geöffnetes Teeblatt (=bud) befinden. Besteht ein Sack voller angelieferten Teeblättern hauptsächlich aus diesen gepflückten Stielen, hat der Tee eine hohe Qualität. Beim Transport ist darauf zu achten, dass die Teeblätter nicht reißen oder brechen, und dass sich die Buds nicht durch zu langen Transport öffnen. Auch unversehrte Teeblätter sind ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Basierend auf Stichproben wird der Anteil an hochqualitativer Rohware festgestellt und auf einer großen Tafel je nach Herkunft des Tees festgehalten. Pro Tag erhält die Teefabrik etwa 45 Tonnen Rohware im Durchschnitt, wobei die Fabrik Kapazität für die doppelte Menge hätte.
Nach Anlieferung und Qualitätscheck des Tees wird dieser auf großen Metallgittern ausgelegt und mit Ventilatoren von unten her angetrocknet („withering“), bevor es in die Produktionshalle zur weiteren Verarbeitung geht.
Die zweite Station ist das CTC, was für Cutting, Tearing and Crushing steht. Der angetrocknete Tee wird hier geschnitten und zerkleinert, bis er in etwa die Konsistenz einer grünen Paste hat. Der Grund, warum die Teeblätter bei der Anlieferung unversehrt sein müssen, obwohl sie bald danach sowieso arg zerhäxelt werden, liegt darin, dass sich angebrochene Teeblätter nicht gut weiter auf die gewünschte Größe in den CTC Maschinen zerkleinern lassen.
Die nächste Station ist eine sehr entscheidende in der Produktion: Die Fermentation (=Oxidation) des Tees. Der zerkleinerte Tee wird auf Förderband aufgelegt und etwa 90 Minuten der Luft ausgesetzt. Die genaue Zeit hängt vom aktuellen Wetter vor Ort ab, ist es heiß und trocken, geht es etwas schneller als bei trübem, feuchten und kälterem Wetter. Witterungsbedingungen haben einen großen Einfluss auf die spätere Qualität des fertigen Tees. Bei der Fermentation sind durch den Kontakt mit Sauerstoff chemische Prozesse im Gange, die den Geschmack und die Inhaltsstoffe des Tees (z.B. Teein) erst freisetzen. Hier ändert sich auch die grüne Farbe des Tees in kupferfarben oder braun. Alle 15 Minuten wird ein Qualitätscheck während der Fermentation durchgeführt, um sicherzustellen, dass dieser Produktionsschritt ohne Probleme verläuft und die Qualität nicht leidet.
Die nächste Station ist die Trocknung des fermentierten Tees auf zwischen 2,5 und 3% Feuchtigkeitsgehalt bei 140 Grad Celsius. Je nach Wetterbedingungen hat der Tee eine andere Feuchtigkeit nach dem Fermentieren, sodass auch die genaue Trocknungszeit individuell ist, wobei der Tee immer zwischen 25 bis 15 Minuten in der Trocknungsmaschine verbringt.
In der letzten Station, einer nicht offenen Halle, wird der getrocknete Tee nach Größe sortiert, indem er in vibrierende Tonnen mit einigen Sieben geschüttet wird und schließlich in Säcke verpackt wird. In dieser Halle ist es besonders staubig, sodass auch wir lange Kittel und Mützen anziehen mussten.
Der/die aufmerksame Leser_in oder Teekenner_in wird es vielleicht bemerkt haben: Die Pfunda Teefabrik produziert ausschließlich Schwarztee (Grünteeproduktion verläuft ohne Fermentation), genauer gesagt „CTC Black Tea“ benannt nach dem Zerkleinerungsschritt in der Produktion.
Disclaimer: Wir durften lediglich im äußeren Bereich der Teefabrik fotografieren.
Fotos: Cyrus Samimi © 2016