Nachdem wir zum Frühstück frisch gebackenes Brot aus der Kooperative unseres Hostels genossen hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum etwa 500 Höhenmeter niedriger gelegenen Kivusee.
Unser Weg durch die Hügel war von Dörfern und landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesäumt. In den Dörfern wurde der große ökonomische Gegensatz zur Hauptstadt Kigali sehr deutlich. So leben die meisten Leute auf dem Land von der Subsistenzlandwirtschaft, die durch die Steillagen erschwert wird. Im Gespräch mit einem jungen Bauer gewannen wir einen besseren Einblick in diese Wirtschaftsweise. Er besaß nur sehr wenig Land, insgesamt nur etwa ein Zehntel eines Hektars, auf dem er eine Mischung aus Cash- und Foodcrops anbaut: Bananen, Bohnen, Maniok und Süßkartoffeln. Allerdings reichen die Erträge laut der Aussage des Bauers nur schwer zum Leben. Hinzu kommt, dass er das Land schon sehr jung bewirtschaften musste, nachdem seine Eltern vor 12 Jahren zu einer 30-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden sind.
Am See angekommen, führten wir ein Gespräch mit einem Fischer. Er ist mit 13 anderen Fischern in einer Kooperative organisiert, die sich Arbeit und Ertrag teilen. Sie fischen nachts nach der Tanganjikasee-Sardine, die eigentlich nicht im Kivusee heimisch, mittlerweile aber der meist verbreitete Fisch ist. Um Überfischung zu verhindern, ordnet die Regierung regelmäßig Fangpausen von 1-2 Monaten an. Aus ökonomischen Zwängen heraus brechen die Fischer dieses Verbot allerdings. Deshalb, und aufgrund des Klimawandels, geht das Fischvorkommen nach den Worten des Fischers, trotz der Bemühungen der Regierung, zurück. Im Durchschnitt fangen die Fischer pro Nacht 8-10kg Sardinen, die einen Ertrag von insgesamt 16 000 bis 20 000 ruandische Francs bringen, umgerechnet etwa 16-20€. Der Fang wird an Frauenkooperativen weiterverkauft. Das erwirtschaftete Geld muss dann noch auf 10 Leute aufgeteilt werden, die für das Auswerfen und Einholen der Netze nötig sind.
Anschließend fuhren wir auf den See hinaus, der in Ufernähe von vielen kleinen bis mittelgroßen Inseln durchzogen ist.
Auf einer dieser Inseln trafen wir einige Mitglieder einer Kooperative, die mit Erlaubnis der Regierung auf insgesamt 9 Inseln etwa 40 Kühe halten, da auf dem Festland der Platz stark beschränkt ist. Sehr spannend war, dass die Kühe etwa alle drei Tage schwimmend die Inseln wechseln, was wir auch selbst miterleben durften. Dabei schwimmen sie bis zu 60 Minuten am Stück. Zum Schluss durften wir noch frisch gemolkene Milch probieren.
Die Rückkehr zu unserem Camp machten wir entweder per Bus oder zu Fuß. Bei einem Lagerfeuer am Abend hatten wir noch die Gelegenheit mit anderen Gästen des Camps Kontakte zu knüpfen und uns über Reiseerfahrungen auszutauschen.