Games im stadtplanerischen Bildungskontext

Digitale Spiele finden zunehmend Beachtung als Instrumente zur Vermittlung komplexer Inhalte in der Stadtplanung. Besonders Städtebausimulationen wie Cities: Skylines ermöglichen einen interaktiven Zugang zu planungstheoretischen Konzepten. Historisch reicht die Entwicklung dieses Genres bis zu SimCity (1989) zurück, das als erster großer Durchbruch im Bereich der virtuellen Stadtentwicklung gilt. Es folgten Spiele wie Caesar III (1998), Anno 1602 (1998) oder Stronghold (2001), die Städtebau mit wirtschaftlichen, militärischen und gesellschaftlichen Elementen kombinierten. Mit Cities: Skylines (2015) wurde schließlich ein Meilenstein erreicht, der durch detaillierte Steuerungsmöglichkeiten, eine engagierte Modding-Community und grafische Qualität neue Maßstäbe setzte. 

Cities: Skylines kann als didaktisches Werkzeug im Bereich Immobilienwirtschaft und Flächennutzungsplanung effektiv genutzt werden. Vorteile liegen in der intuitiven Vermittlung von Zusammenhängen städtischer Systeme, dem Training von Planungslogik sowie der Förderung von Entscheidungsfähigkeit und systemischem Denken (Haahtela et al., 2015, S. 1–2). 

Dennoch weist die Anwendung auch Grenzen auf. Kritisch zu betrachten sind insbesondere die Abstraktion realer Planungsprozesse: Aspekte wie Landbesitz, politische Aushandlungsprozesse, Beteiligung der Öffentlichkeit oder realistische Kosten für Umbauten werden nur unzureichend abgebildet (Haahtela et al., 2015, S. 8–9). Diese Einschränkungen limitieren die direkte Übertragbarkeit auf reale Planungspraktiken. Die Autoren schlagen deshalb gezielte Modifikationen vor, etwa zur Simulation von Eigentumsverhältnissen, realistischen Bodenwertentwicklungen oder partizipativen Verfahren (Haahtela et al., 2015, S. 10). 

Ein weiteres, bislang wenig ausgeschöpftes Potenzial liegt im Einsatz von Open-World-Survival-Craft-Spielen wie Minecraft, Eco oder Terraria. Diese ressourcenbasierten Spielwelten ermöglichen es, Räume gemeinschaftlich zu erschließen und kreativ zu gestalten. Besonders Minecraft hat sich in internationalen Bildungsprojekten als sogenanntes „Geogame“ bewährt, das geographische Inhalte vermittelt und räumliches Denken fördert (de Andrade et al., 2020, S. 2–3). Das Spiel kann kollaboratives Handeln, Problemlösungskompetenz und ein Bewusstsein für kulturelle sowie ökologische Zusammenhänge stärken. So entwarfen Kinder beispielsweise Siedlungen mit Regenwassernutzung, Gemeinschaftsflächen und begehbaren Strukturen – und demonstrierten damit ihr Verständnis für nachhaltige Planung (de Andrade et al., 2020, S. 15).

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