Die Stadt Pilsen liegt in Tschechien, im Westen von Böhmen und ist die bedeutendste Stadt dieser Region. Mit 167.000 Einwohnern und einer Fläche von 125 km² ist Pilsen die viertgrößte Stadt Tschechiens, die vor allem aufgrund des Pilsner Biers und des Škoda-Werks bekannt ist. 2015 konnte sich die Stadt zusammen mit der Stadt Mons in Belgien als Kulturhauptstadt Europas bezeichnen.
Die Stadt wurde im Jahr 1295 unter dem Namen Neu Pilsen am Zusammenfluss der Flüsse Uhlava, Uslava, Radbuza und Mze vom böhmischen König Wenzel II gegründet. Der Marktplatz ist einer der größte Europas und der Stadtgrundriss besteht aus rechteckigen Hausblöcken mit Straßen, die in Dreiecken angeordnet sind. Pilsen sollte eine der größten böhmischen Städte werden und bekam nach Prag die größte Landfläche zugeteilt. Die Stadt liegt günstig an dem Handelsweg aus Prag, der entweder in Richtung Nürnberg oder nach Regensburg und Eger verlief, wodurch ein schnelles wirtschaftliches Wachstum ermöglich wurde.
Im Jahr 1419 hatten radikale Anhänger der Hussiten aus Prag die Macht in Pilsen übernommen. Die Lage der Anhänger wurde in der nächsten Zeit immer bedrohlicher und so verließen sie bereits 1420 die Stadt mit einigen vergeblichen Versuchen in den darauffolgenden Jahren, Pilsen wiederzuerobern. Danach wurde die Stadt zu einem treuen Bestandteil des Königtums und des Katholizismus.
Zur Zeit des 30-jährigen Krieges hatte die Stadt viele Lasten und Schulden zu tragen. Folgen waren einerseits, dass die Wirtschaft ruiniert, viele Vorstädte abgebrannt und die Anzahl der Bevölkerung von Pilsen gesunken war. Zudem verlor die Stadt zu dieser Zeit an Bedeutung und gewann diese erst wieder zu Zeiten der Industrialisierung, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Im Jahre 1869 entstand das Maschinenbauunternehmen Škoda, das für Pilsen eine wichtige wirtschaftliche und soziale Rolle spielte aufgrund der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Zudem wurde nach 1898 das Eisenbahnwerk der Staatsbahnen, das größte Ausbesserungswerk in Österreich-Ungarn errichtet. Das Škoda-Werk spezialisierte sich auf Rüstungsgüter, die später zur größten Waffenschmiede Österreich-Ungarns wurde und im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Daraufhin war Pilsen ein wichtiges Wirtschaftszentrum der 1918 gegründeten Tschechoslowakischen Republik.
Von 1939 bis 1945 lebten in Pilsen etwa 3200 Juden. Nachdem die Stadt durch das NS-Regime von Deutschland besetzt wurde, wurden 3000 Juden im Jahr 1942 in unterschiedliche Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Am 6. Mai 1945 befreite die US-Armee Pilsen, weshalb heutzutage an diesem Tag ein amerikanisches Fest in der Stadt stattfindet.
Im Jahr 1953 demonstrierten 20.000 Menschen gegen das kommunistische Regime. Am 21. August 1968 beendete der Einmarsch sowjetischer Truppen in Pilsen den Prager Frühling.
Am Ende der kommunistischen Herrschaft, im Jahr 1989 wurde Alexander Dubček zum Präsidenten des Parlaments und Václav Havel zum Staatspräsidenten gewählt. 1993 trennten sich die Slowakei und Tschechien und bildeten zwei unabhängige Staaten. Im selben Jahr wurde Pilsen zum Bischofssitz. Die Kathedralkirche des Bistums Pilsen ist die St.-Bartholomäus-Kirche, eine gotische Kathedrale. Mit dem Bau wurde bereits im Jahr 1295 begonnen. Heute gehört der Turm mit 103 Metern zu den höchsten Kirchtürmen Europas und ist der höchste in Tschechien. Neben diesem Bauwerk ist vor allem die Große Synagoge in Pilsen im maurisch-romanischem Stil zu erwähnen, die die zweitgrößte Synagoge Europas und die drittgrößte der Welt darstellt.
Im Jahr 2015 wurde die Stadt Pilsen zur Kulturhauptstadt Europas gewählt. Die Altstadt steht unter Denkmalschutz.
Autorin: Sophia Roß