Interaktiver Workshop im Galicia Jewish Museum

Für den interaktiven Workshop wurden wir in fünf Gruppen aufgeteilt, die jeweils eine Station bearbeiten sollte. Jede Station bestand aus einer Auswahl an Fotographien zu einem bestimmten Thema. Das Spannende war, dass sich jede Gruppe 4-5 Bilder aus der jeweiligen zu bearbeitenden Station auswählen sollte, um diese anschließend der gesamten Gruppe vorzustellen. Das heißt, jede Gruppe hat zuerst nur Einblicke in das jeweilige Thema der Station bekommen, bevor sie die gesamte Fotoausstellung mit den verschiedenen Themen gesehen hat.

 

Station 1: Jewish life in ruins (Das jüdische Leben in Ruinen)

Die erste Station der Ausstellung fokusiert sich auf Ruinen, welche die Realität der jüdischen Vergangenheit in Polen darstellen. Etwa 90 Prozent der 3,3 Millionen Juden in Polen wurden aus ihren Häusern vertrieben und während des Holocaust ermordet. Das jüdische Leben wurde als Ruine zurückgelassen.

Ausschnitt aus Fotoausstellung der ersten Station.

Grabsteine wurden während des Krieges, auf Befehl der Deutschen, oftmals von den jüdischen Friedhöfen entfernt, um diese als Baumaterial zu verwenden. Selbst die Polen bedienten sich an den Grabsteinen, insbesondere nach dem Krieg. In dem abgelegenen Dorf Wielkie Oczy (in der Nähe zur ukrainischen Grenze), zeigte ein Landwirt dem Fotographen einen Grabstein, den sein Schwiegervater vom jüdischen Friedhof geholt hatte, um diesen als Trittstein vor seinem Haus zu verwenden. Der Landwirt fühlt sich beschämt über das, was passiert ist und wollte die Steine zum Friedhof zurückbringen. Der Grabstein ist zwar in zwei Teile zerbrochen, aber noch immer intakt mit einer gut erhaltenen Inschrift.

Beispielfoto der Station 1: Ein jüdischer Grabstein, der als Trittstein verwendet wird.

 

 

Station 2: Glimpses of the jewish culture that once was (Einblicke in die jüdische Kultur, wie sie einst war)

Die zweite Station der Ausstellung fokusiert sich auf die jüdische Kultur, wie sie früher war. Dies steht in Kontrast zu dem, was in der erste Station gezeigt wurde. Überraschenderweise gab es Dinge, die der Zerstörung während der deutschen Besetzung entkommen waren. Neben den ganzen Relikten, die bis heute überdauert haben, ist es dennoch möglich, die Stärke der traditionellen jüdischen Kultur zu finden.

Ausschnitt aus Fotoausstellung der zweiten Station.

 

Ein kleines, unscheinbares Holzhaus ist im polnischen Galizien die einzige Synagoge aus Holz, die den Krieg überlebt hat. In Osteuropa war diese Art von Synagogen weit verbreitet, bis diese durch die Deutschen weitgehend abgebrannt wurden. Von Außen unscheinbar, doch von Innen sind die Wände mit häbräischer Schrift und farbigen Ornamenten bedeckt. Diese Synagoge steht in dem Dorf Wisniowa (in der Nähe von Krakau) und war mit ihren zwei Räumen sehr klein. Sie hat zwar den Krieg überlebt, aber das Innere war vernichtet.

Beispielfoto der Station 2: Die letzte Synagoge aus Holz im polnischen Galizien.

 

Station 3: The holocaust: sites of massacre and destruction (Der Holocaust: Orte der Vernichtung)

Die dritte Station der Ausstellung fokusiert sich auf das, was während des Holocaust passiert ist. Auch hier wird wieder eine komplett andere Stimmung innerhalb der Ausstellung erzeugt. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Brutalität und Zerstörung der Deutschen und das Ausmaß, wo Juden in Polen überall ermordet wurden.

Ausschnitt aus Fotoausstellung der dritten Station.

 

Am 19.08.1942 wurden Juden der kleinen Stadt Mszana Dolna (ca. 50 km südlich von Krakau) aufgefordert, sich zu versammeln und ihre Hausschlüssel sowie ihr Geld auszuhändigen. Ein paar starke Männer wurden in ein Arbeitscamp gebracht. Der Rest der Community (881 Menschen), wurden auf einen kleinen Hügel oberhalb der Stadt geführt, wo bereits Massengräber für ein bevorstehendes Massaker ausgehoben wurden. Die Deutschen gaben den Befehl, dass sich die Menschen nackt ausziehen sollten. Anschließend wurden alle am Rand des Massengrabes erschossen. Eine handvoll der einheimischen Juden, die den Krieg überlebten, sind zu diesem Ort zurückgekehrt und haben ein Denkmal für die Ermordeten errichtet.

Beispielfoto der Station 3: Massenmord einer jüdischen Community einer kleinen Stadt (Mszana Dolna).

 

Station 4: How the past is being remembered (Wie an die Vergangenheit erinnert wird)

Es ist schwierig, mit der Vergangenheit nach einem Genozid umzugehen. Die Erinnerung an den Holocaust nach dem Krieg entwickelte sich nur sehr langsam. Doch 1947 wurde ein Museum in Auschwitz errichtet, welches seit 1989 aktiv an den jüdischen Genozid erinnert.

Ausschnitt aus Fotoausstellung der vierten Station

 

Neben Gebäuden, an denen der Zahn der Zeit nagt und sich selbst überlassen werden, gibt es auch Beispiele von restaurierten Gebäuden, die wieder ins Leben zurückgerufen wurden. Darüberhinaus gibt es aber auch Erinnerungsstetten, die drohten komplett in Vergessenheit zu geraten, wie manch ein jüdischer Friedhof.
Alte, verlassene jüdische Friedhöfe in Polen wurden nicht immer mit dem Respekt behandelt, wie diese verdient hätten. Dieser Friedhof ist in der Stadt Przeworsk gelegen und geht auf das 18. Jahrhundert zurück. Er ist ein extremes Beispiel für das Auslöschen der Erinnerung. Währen der Besetzung wurde der Friedhof durch die Deutschen komplett zerstört. Die Grabsteine wurden für Bauvorhaben entwendet. Um 1990 errichtete ein sensibilisierter Einheimischer ein einfaches und kleines Denkmal, welches er selbst gemacht hat und dort noch zu finden ist.

Beispielfoto der Station 4: Ein alter jüdischer Friedhof – heute als Busstation.

 

Station 5: The revival of jewish life (Das Wiederaufleben des jüdischen Lebens)

Die fünfte Station der Ausstellung fokusiert sich auf die Aktivitäten und Projekte, die es heutzutage gibt, um die Erinnerung an die jüdische Vergangenheit im polnischen Galizien zu ehren.

Ausschnitt der Fotoausstellung der fünften Station.

 

Ausschnitt aus der Fotoausstellung der fünften Station.

 

Die Idee, das jüdische Leben in Krakau wieder aufblühen zu lassen, zieht weltweit Besucher an. Im Bild unten ist eine Gruppe von israelischen Jugendlichen zu sehen, die auf der Havdalah Zeremonie tanzen und singen.

Beispielfoto der Station 5: Fröhlichkeit und Enthusiasmus beflügelt das jüdische Wiederaufblühen.

 

Fazit: Es gibt viele Facetten bezüglich des Holocaust, die es gilt alle im Ganzen zu betrachten und nicht nur einzelne Aspekte davon.

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