Nach einer einstündigen Mittagspause machten wir uns geschlossen auf den Weg zum GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit), das sich mit dem Thema Kommunalentwicklung und Altstadtsanierung in Lviv beschäftigen.
Das Projekt wurde 2009 ins Leben gerufen und läuft noch bis Ende 2017 – ist also gerade am Auslaufen.
Ziel des Projektes war es, dass die Stadterneuerung der historischen Altbauquartiere von Lviv nachhaltig und effizient zu gesteuert wird. Der Fokus liegt hierbei auf einer partizipativen, behutsamen und effizienten Stadterneuerung. Durch diese Maßnahmen sollen die Lebensbedingungen der Bewohner, aber auch die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt verbessert werden.
Während der Projektphase konnten einige Sanierungen durchgeführt werden. Unter anderem von Haustüren, Treppenhäusern, Balkonen und Innenhöfen. Für die aufwändigen Sanierungsarbeiten wurden lokale Handwerker geschult und betriebswirtschaftlich beraten. Bisher gab es in Lviv kaum Handwerker, die sich mit fachgerechter Sanierung auskannten. So wurde oftmals Verschlimmbessert in Hinblick auf den Denkmalschutz.
Ein wichtiger Punkt, wie oben bereits erwähnt, war die Partizipation der Bürger. So gab es eine Ausschreibung für die Sanierung der Haustüre, auf die sich Hausgemeinschaften bewerben konnten. Das war aber nur möglich, wenn mit einer Bewerbung. Nur musste diese von allen Hausbewohnern unterschrieben werden und jede Partei muss einen kleinen Teil zu der Sanierung dazu geben. Umgerechnet waren das im Schnitt etwa 50 Euro (1.500 Hrywnja). Das hört sich im ersten Moment ganz einfach an, aber da ist noch nicht bedacht, dass es im Haus auch Parteien gibt, die verstritten sind oder jemand dieses Geld einfach nicht hat oder dafür ausgeben möchte. In diesem Fall, konnte eine Haustüre dann nicht saniert werden.
Wir haben aber in dem Vortrag einige Beispiele gesehen, bei denen es funktioniert hat und die Hausbewohnergemeinschaft nach der Sanierung der Haustüre oder des Innenhofes manchmal selbst noch andere Teile des Hauses sanieren liesen, um die Wohnsituation noch weiter aufzubessern. Mit dieser Aktion wurden die Hausbewohner sozusagen näher zusammengebracht, wodurch ein Gemeinschaftsgefühl entstanden ist. Der Grundstein wurde daher für weitere gemeinsame Projekte innerhalb der Gemeinschaft gelegt.
Im Anschluss hatten wir noch ein Termin beim Center for Urban History of East Central Europe, was sich im selben Haus, aber eine Etage tiefer befand.