Miniforschung: Leonard Leuschner

Tourismus in Ruanda (Miniforschung)
Inwiefern unterscheidet sich der städtische vom ländlichen Tourismus in Ruanda?

Im Rahmen einer Studiums-Exkursion nach Ruanda und in den Ost-Kongo (Goma) haben alle Studenten den Auftrag bekommen, im Laufe der Reise eine Forschung zu einem beliebigen Thema durchzuführen. In meiner kleinen Miniforschung zum Thema Tourismus in Ruanda, möchte ich auf Basis von Teilnehmender Beobachtung und Experten Interviews die Unterschiede zwischen städtischem und ländlichem Tourismus analysieren. Um die Forschung, aufgrund von Zeitmangel, einzugrenzen habe ich mich hauptsächlich auf die Exkursionsstationen Kigali (Hauptstadt), Bumba Base Camp (Dorf im Rutsiro District) und Gisenyi (Grenzstadt am Kivu See), beschränkt.

Abb. 1: Die vier Stationen der Reise
  1. Kigali

Die Hauptstadt Ruandas Kigali ist neben dem Sitz der Regierung, die Vorzeigestadt für deren Entwicklungskonzepte und mit ca. 2 Millionen Einwohnern die größte und bevölkerungsreichste Stadt Ruandas. Kigali erstreckt sich über mehrere Hügel/Berge, wodurch sich auch die Banken (CBD), politischen Gebäude und Wohnviertel dezentral auf die Stadt verteilt haben und somit der Eindruck entsteht, dass es verschiedene Zentren gibt. Angesichts der Geschichte Ruandas gibt es viele Museen, wie das Kandt Haus/Kolonial Museum, Genocid Memorial und Campagne against Genocid Museum, die einen ersten Einblick auf die Geschichte und deren Präsentation bieten können. In Kigalis Innenstadt gibt es zudem viele Art Galerien und Modeboutiquen, sowie mehrere Märkte (Nyabugogo market, Kimironko Market), die die Kunst und Kultur des Landes vermitteln. Allgemein ist die Stadt sehr grün und in vielen Vierteln auch ruhig, was dazu einlädt einfach mal durch die Straßen zu spazieren. Ansonsten bietet Kigali, im Vergleich zu anderen afrikanischen Großstädten, auch eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur. Wobei gut zu nutzende Verkehrsmittel, die Minibusse (preiswert 250 FRW), Pkw-Taxis (relativ teuer mit 2000-5000 FRW) und Motos/Motorradtaxis (mit verhandeln, zwischen 300-1000 FRW) darstellen mit denen man schnell und flexibel durch die Stadt fahren kann. Außerdem fahren Fernbusse von Kigali aus in die nähere Umgebung oder weiter entferntere Städte, wie Kampala oder Nairobi. Am Abend gibt es in der Nähe zur Innenstadt, sowie außerhalb mehrere entspannte lokale Kneipen wo das Bier von 500-1500 FRW kostet und mit den auch vorhandenen Clubs für ein ausgelassenes Nachtleben gesorgt ist. Generell ist die Stadt in vielen Vierteln und auf den Hauptverkehrsstraßen abends gut beleuchtet. Auf den Straßen stehen in und rund um die Innenstadt Soldaten oder Polizisten die für Sicherheit sorgen. Diese können jedoch auch je nach selbst empfinden das gegenteilige ausstrahlen.

Zukünftig wird in Kigali verstärkt in den MICE Tourismus (Meetings, Incentives, Conferences und Exhibitions/Events) investiert, um Städten wie Nairobi oder Addis Ababa, die große Kongresszentren auf dem afrikanischen Kontinent sind, Konkurrenz zu machen. Dafür wurde zum Beispiel das 2016 fertiggestellte Kongress Center errichtet, welches verschiedene Veranstaltungen in die Stadt locken soll und zu einem Ausbau der Hotelinfrastruktur beigetragen hat. Diese Hotels erheben teilweise für ihre Zimmer ähnliche Preise wie in Europa, wodurch sich interpretieren lässt, dass auch vermehrt auf luxuriösen Tourismus mit einkommensstarken Touristen in Kigali abgezielt wird. Jedoch bietet die Stadt auch günstigere Unterkünfte mit verschiedenen Airbnb-Wohnungen oder Hostels, die Zimmer, Betten in Dorms und Angebote wie Touren (Mount Kigali) oder Sportmöglichkeiten anbieten. Zudem gibt es mit Couchsurfing eine gute Alternative zum klassischen Tourismus, wobei man einen viel direkteren Kontakt zu Lokals haben kann, bei denen man teilweise gratis wohnen oder die Stadt aus deren Perspektive erleben kann. Es lässt sich zusammenfassen das Kigali verschiedene Facetten hat, da die Entwicklungsmodelle der Regierung, welche durch bauliche Architekturen und Reglementierungen auffallen, auf Realitäten städtischer Armut und informeller Viertel prallen. Im Bezug auf den Tourismus sieht man, dass seitens der ruandischen Regierung versucht wird ein Image zu suggerieren, welches westlichen Standards entsprechen und gezielt Entwicklungen propagieren soll.

 

  1. Rutsiro/Bumba Base Camp

Im Kontrast zum Tourismus in Kigali steht eine weitere Station unserer Exkursion, das Bumba Base Camp am Kivusee. Das Base Camp ist auf ca. 1700m gelegen und verfolgt das Konzept eines „Community-based“ Projekts. Dies impliziert, dass im Optimal fall die Gemeinschaft des Dorfes Bumba, sowie der näheren Umgebung, direkt oder indirekt von dem Projekt profitieren bzw. einbezogen werden soll. Womit gemeint ist, dass Arbeitsmöglichkeiten entstehen, sei es im Camp selber oder durch den allgemeinen Konsum der Touristen außerhalb dessen. Jedoch funktioniert dies in der Realität, nach Angaben des Managers des Camps, aufgrund der niedrigen Besucherzahlen und finanzieller Probleme eher weniger (Siehe Interview 1). Die ländlichen Regionen im Umfeld des Kivusees sind Verkehrsinfrastrukturell noch zu wenig erschlossen und ausgebaut, weshalb viele Dörfer schwer erreichbar und wirtschaftlich abgekapselt sind. Dadurch vermitteln sie nicht das von der Regierung abgezielte Bild, welches diese an ausländische Touristen vermitteln will (vgl. Ebd.). Somit sind in der Kivusee Region nur vereinzelt Hotels vorzufinden, von denen die meisten in Gisenyi und Kibuye errichtet wurden, anstatt auf dem Land. Es gibt jedoch aufgrund des 2014 fertiggestellten Congo-Nile Trail entlang dessen Route weitere lokal betriebene Unterkünfte (Camps/hostels), die auch einen „Community-based“ Ansatz verfolgen (vgl. Ebd.). Theoretisch hätte auch die ländliche Region mit ihrer bergigen, direkten Lage zum Kivusee großes Potential für den Tourismussektor, wenn größere Unterstützung von der Regierung kommen würde. In Zukunft könnte in dem Gebiet, ähnlich wie in anderen Provinzen des Landes, beispielsweise in den Eco-Tourismus mit Vogelbeobachtungen, Wanderungen und anderen Aktivitäten investiert werden, um den Tourismus in der Region zu fördern (Siehe Interview 2). Die Regierung jedoch fokussiert sich mit ihrer „Visit Ruanda“ Kampagne vermehrt auf Kigali und die Nationalparks des Landes und unterstützt hauptsächlich die Uferstädte des Kivusees.

 

3.Gisenyi

Im Gegensatz zu der ländlichen Region des Kivusees ist, wie schon erwähnt, in Städten wie Kibuye und Gisenyi die touristische Infrastruktur besser ausgebaut. Es gibt viele Hotels, Restaurants, Bars und allgemeine städtische Strukturen, wie Märkte und Dienstleistungs-Einrichtungen. Gisenyi liegt zudem direkt an der kongolesischen Grenzstadt Goma und dem davon nicht weit entfernten Virunga Nationalpark mit dessen Vulkanen. Zudem hat die Stadt mit ihrer direkten Lage zum Kivusee den größten Strand in Ruanda, was auch viele nationale Touristen anlockt (Siehe Interview 2). Außerdem ist Gisenyi mit auf dem Weg des Congo-Nile Trails, welcher seit 2014 auch Mountenbiker, Wanderer und Abenteuer-Touristen in die Stadt bringt. Zu den Unterstützern der Touristischen Infrastruktur in Gisenyi gehört, neben Staat und Privaten Akteuren, mit zwei eigenen Hotels auch die katholische Kirche. Diese investiert auch in anderen Teilen des Landes in den Tourismussektor und betreibt Hotels (vgl. Ebd.).

Jedoch sind auch in Gisenyi die Touristenzahlen in Zukunft noch ausbaufähig. Die eigentlichen Pluspunkte die sich durch die Lage der Stadt ergeben könnten sind aus Sicherheits-Gründen für viele ausländischen Touristen gleichzeitig Abschreckungen. Der Kivusee ist mit seinen enormen Methangas Reserven eine potentielle Zeitbombe, sowie auch der nahe gelegene Vulkan Nyiragongo der zu einen der aktivsten Vulkane der Welt gehört. Zudem kam es in der Grenzstadt Goma und deren Umgebung auch häufig zu Vorfällen mit militanten Gruppen, weswegen auch das Auswärtige Amt Reisewarnungen für die Region erteilt hat.

Allgemein jedoch hätte die ganze Region viele, schon gegebene, Tourismusaktivitäten die ausgebaut oder unterstützt werden müssten, um die Region attraktiver international darzustellen. Dafür müsste aber auch die Regierung Ruandas sich finanziell beteiligen und die ländliche Region mit in ihre Entwicklungspläne mit einbeziehen.

Anhang

Interview 1 mit dem Manager des Bumba Base Camp (Erneste)

Fragen/Antworten (Gedächtnisprotokoll):

  1. Ist das Bumba Base Camp ein Community based Projekt und inwiefern funktioniert es?
  • Ja das Projekt (2004 von seinem Bruder, der als Pastor aus Uganda kam, gegründet) baut auf dem Ansatz des Community based Projects auf und funktioniert insofern, das Lebensmittel und MitarbeiterInnen aus der näheren Umgebung kommen. Trotzdem läuft es von den Zahlen her nicht so gut, da das Gebiet rund um den Kivu See kein gutes (arme Leute und schlecht ausgebaute Infrastruktur) Image auf Touristen hat bzw. nicht in den Entwicklungsplan der staatlichen Agenden in diesem Bereich einbezogen wurde/wird. Durch den Congo-Nil Trail der 2014 fertig gestellt wurde sind die Tourismus Zahlen für das Camp und in der Gegend jedoch etwas gestiegen, da dieser vor allem Abenteuer Touristen anlockt die mit Mountainbikes oder Motorrad diesen bereisen.
  1. Wird das Projekt vom Staat oder anderen Akteuren unterstützt?
  • Es gibt keine Unterstützung von außen sondern wurde ausschließlich von einzelnen Privatpersonen und der lokalen Gemeinde eingerichtet und betrieben
  1. Wie viele Gäste haben Sie im Monat oder in der Saison?
  • Es kommen eher einzelne Touristen und kaum Gruppen und es steht und fällt mit der Jahreszeit. Im Monat haben wir wenn es gut läuft ungefähr 30-50 Gäste.

4 Was sind Ihrer Meinung nach Gründe dafür, dass nicht so viele Touristen in die Region kommen?

  • Schlechtes Image bzw. erhält kaum Aufmerksamkeit, sei es von Staat oder Tourismus Unternehmen (wegen theoretische Gefahren, kaum Infrastruktur)
  1. Wie viele Menschen sind direkt bei dem Projekt beteiligt bzw. angestellt?
  • Es gibt fünf feste Mitarbeiter und durch die Bäckerei weitere 3-4 Mitarbeiterinnen sonst beeinflusst es indirekt die örtlichen Jobmöglichkeiten
  1. Was sind Herausforderungen für das Projekt?
  • Hauptsächlich finanzielle Probleme, da zu wenige Besucher kommen
  1. Könnte, Ihrer Meinung nach, der Tourismus eine Möglichkeit für die Wirtschaft in der Region sein?
  • Er könnte es sein wenn mehr in diesen Bereich und in die allgemein Region mehr investiert werden würde
  1. Gibt es viele Projekte dieser Art in Ruanda?
  • Es gibt mehrere solche Community based Projekte in Ruanda aber hier in der Region nur drei weitere, welche alle auf dem Congo-Nil Trail gelegen sind und hauptsächlich von diesem, bzw. den Touristen die dieser anlockt, leben.
Abb. 2: Congo Nile Trail Schild

Interview 2 mit dem Manager des Centre d’Accueil Saint Francois Xavier (Jean Pierre)

Fragen/Antworten (Gedächtnisprotokoll):

  1. Wie lange besteht das Hotel schon bzw. seit wann?
  • dieses hier seit 2011
  1. Wie viele Leute arbeiten hier im Hotel?
  • 33 Personen arbeiten hier
  1. Betreibt die Kirche mehrere Hotels in der Region oder allgemein in Ruanda?
  • Ja hier in der Region sind es vier weitere Hotels die rund um den Kivu See gelegen sind und davon sind zwei in Kibuye aber allgemein gibt es natürlich noch viele mehr
  1. Warum agiert die Katholische Kirche im Tourismussektor?
  • Das hat sich mit der Zeit entwickelt. Zuerst war hier in Gisenyi ausschließlich ein Retreatment Center, welches die Kirche kostenlos für Pfarrer angeboten hat. Mit der Zeit hat sich dann daraus ein Business entwickelt und das Center wurde zu einem Hotel ausgebaut
  1. Sind in der Saison viele Touristen in Gisenyi und ist der Tourismussektor ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft hier?
  • Ja auf jeden Fall in der Saison sind bis zu 60 Prozent Touristen hier in der Stadt und nur 40 Prozent sind Lokals. Dadurch trägt der Sektor viel zur Wirtschaft hier bei, da die Touristen die örtlichen Restaurants, Bars und Märkte besuchen und konsumieren.
  1. Warum denken Sie kommen Touristen nach Gisenyi?
  • Hauptsächlich kommen viele Touristen wegen dem großen Strand nach Gisenyi, da es sonst keinen Strand in der Art in Ruanda gibt. Daher sind neben den Internationalen auch viele nationale Touristen in Gisenyi. Es kommen aber auch Touristen wegen den heißen Quellen die in der Nähe Gisenyis sind und dem Congo-Nile Trail.
  1. Was muss Ihrer Meinung nach verbessert werden, um den Tourismus in der Region und vor allem auf dem Land zu promoten?
  • Es müssten mehr Attraktionen geschaffen werden, zum Beispiel Kletter- oder Wandertouren. Zudem müsste allgemein die Infrastruktur, wie Straßen, Wege oder Verkehr weiter ausgebaut werden, um Orte wie die heißen Quellen besser zu erreichen.
  1. Ist Gisenyi in der Kampagne „Visit Ruanda“ mit vertreten?
  • Ja die Kivu Region im Allgemeinen kommt in der Kampagne, mit z.B. dem Congo-Nil Trail, vor, ist aber im Vergleich zu anderen Regionen nicht viel/groß repräsentiert.
Abb. 3: Strand von Gisenyi