Da die Schüler:innen am Projekttag in einer Gruppenarbeit zusammenarbeiteten, ist es unerlässlich, Gruppenverhalten genauer zu untersuchen. Eine Gruppe besteht, „wenn zwei oder mehr Individuen sich als Mitglieder einer Gruppe verstehen“ (Jonas et al., 2014, S. 440).
Eine Gruppe bildet sich, um ein bestimmtes Ziel zu verfolgen und durchläuft einen Prozess des Bildens und Auflösens. Tuckman (1965) zufolge durchläuft eine Gruppe fünf Phasen. In der ersten Phase – Forming – lernen sich die Gruppenmitglieder kennen und es besteht hohe Unsicherheiten in Hinblick auf die Erwartungen. Die Interaktionen sind daher besonders höflich und die Mitglieder beginnen eine gemeinsame Identität als Gruppe zu entwickeln. Die zweite Phase – Storming – dient dem Aushandeln von Zielen, gegenseitigen Erwartungen und Gruppenstrukturen und kann daher mit Konflikten einhergehen. Daraufhin wird in der dritten Phase – Norming – eine gemeinsame Identität gebildet. Die Gruppenmitglieder haben ein gemeinsames Ziel und eine enge Bindung zueinander. In der vierten Phase – Performing – arbeiten die Mitglieder an diesem gemeinsamen Ziel, die Interaktion ist aufgabenbezogen. Die letzte Phase – Adjourning – beschreibt die Auflösung der Gruppe nach Erreichung des Gruppenziels (Jonas et al., 2014, S. 454f.).
Ein weiterer relevanter Aspekt bei der Zusammensetzung von Gruppen ist der sogenannte Ringelmann-Effekt. Darunter versteht man das Phänomen, dass die individuelle Leistung eines Gruppenmitglieds mit zunehmender Gruppengröße abnimmt. Je größer die Gruppe, desto geringer ist in der Regel der Beitrag des Einzelnen zur Gesamtleistung. Für dieses Phänomen lassen sich zwei zentrale Erklärungen anführen. Erstens können Motivationsverluste auftreten. Hierbei handelt es sich um die Tendenz, mit möglichst geringem Aufwand das bestmögliche Ergebnis erzielen zu wollen. In größeren Gruppen fällt es weniger auf, wenn einzelne Mitglieder sich nicht mit voller Anstrengung beteiligen. Zweitens spielen Koordinationsverluste eine Rolle. Selbst wenn alle Gruppenmitglieder motiviert sind, wird es mit wachsender Gruppengröße schwieriger, ihre Beiträge effizient aufeinander abzustimmen (Jonas et al., 2014, S. 12-475).
Zudem kann die Anwesenheit anderer Gruppen die Gruppenmitgliedschaft salient machen. Den Gruppenmitgliedern wird folglich bewusst, Teil einer Gruppe zu sein. Der Intergruppenkontext kann das Verhalten innerhalb von Gruppen beeinflussen und somit einen Effekt auf die Einstellung und das Verhalten der Gruppenmitglieder haben (Jonas et al., 2014, S. 464-466).