Bild: Zeichnung einer Frankfurter Baustelle an der U-Bahn-Haltestelle Konstablerwache (Paul Marques Lindner)
Autor:innen: Maike Hartmann, Paul Marques Lindner
Prekäre Arbeit oder prekäre Beschäftigung sind „Beschäftigungsverhältnisse, die besonders geringen Lohn, keine soziale Absicherung und eine ungewisse Zukunft für den Beschäftigten mit sich bringen“ (NGG Gewerkschaft 2021)
Der in den 1970er Jahren beginnende Aufstieg Frankfurts zur bedeutenden Weltstadt ging einerseits mit einem hohen Verlust von Arbeitsplätzen im industriellen Sektor einher, führte jedoch gleichzeitig zu einem hohen Bedarf an billigen Arbeitskräften für die Durchführung der sogenannten bad jobs im Dienstleistungssektor (Ronneberger 2012, S. 58). Dies hatte zur Folge, dass insbesondere Migrant:innen und illegalisierte Zugewanderte in Anstellungsverhältnisse gerieten, die einen niedrigen Lebensstandard ebenso wie eine „strukturelle Benachteiligung im Verhältnis zur deutschen Mehrheitsbevölkerung“ (ebd.) nach sich zogen. Dieser Trend setzt sich laut dem Frankfurter Integrations- und Diversitätsmonitoring 2017 auch heutzutage noch fort, wonach seit dem Jahr 2000 zum einen atypische bzw. prekäre Anstellungsverhältnisse zugenommen oder sich auf ähnlichem Niveau eingependelt haben. Diesem kann entnommen werden, dass die Zahl der prekär beschäftigten Migrant:innen im jeweils geschlechtsspezifischen Vergleich zu Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit deutlich höher ausfällt.
Seit den 1970ern ist die Frankfurter Stadtpolitik vermehrt auf eine Kulturalisierung des Stadtraums gerichtet, um eine international orientierte metropolitane Urbanität zu schaffen. Dabei stellt sich die Frage, welche Teilhabe unterschiedliche Bevölkerungsgruppen an der „Global City“ haben, etwa an den städtebaulichen Fantasien und den städtischen Politiken, und wie sie ihre Interessen in der Stadt vertreten. Die repräsentativen „Flagship“-Bauten (Diesselhorst et al. 2018: 140) beispielsweise sind umkämpfte Orte, an denen regelmäßig Proteste stattfinden, z.B. von der Occupy- oder der Fridays-for-Futures-Bewegung. Gleichzeitig zeigt sich an ihnen eine oft vernachlässigte internationale Vernetzung Frankfurts, in der Form einer migrantischen städtischen Unterschicht an prekär Beschäftigten verschiedener Sektoren z. B. Baugewerbe, Gebäudereinigung, Transport), welche die prestigeträchtigen Glanzbauten und die transnationale Finanzwelt „Mainhattans“ am Leben erhalten.
In ihrer Mini-Forschung begeben sich Maike Hartmann und Paul Marques Lindner ins Frankfurter Ostend, setzen sich mit der prekären Wohn- und Arbeitssituation osteuropäischer Bauarbeiter auseinander und fragen, welche Faktoren diese Verhältnisse aufrechterhalten sowie was die Folgen dieses Prekariats für die Integration und gesellschaftliche Teilhabe der Migranten nach sich zieht.
Mehr dazu: Mini-Forschung Prekäre Arbeit und Bürgerschaft