10: Küstenerosion, Fischerei und Austernzucht in Arcachon/ Cap Ferret

Die Bucht von Arcachon liegt am Atlantik und ist allem voran als Urlaubsort bekannt. Für die Einwohner ist neben dem Tourismus die Austernzucht und Fischerei wirtschaftlich relevant. Außerdem müssen sich die Bewohner von Cap Ferret mit den Folgen der Küstenerosion auseinandersetzen (vgl. Abb 1). Der Name des Caps bedeutet übersetzt rostige Landspitze, was auf das eisenhaltige Gestein dort zurückzuführen ist (vgl. Bernard Calas).

Abb. 1: Becken von Arcachon (Google Timelaps)

1) Arcachon

2) Becken von Arcachon

3) Cap Ferret

Küstenerosion

Antriebskräfte der Küstenerosion sind die Gezeiten, Wettereinflüsse aber auch der Klimawandel, der für einen Anstieg des Meeresspiegels sowie häufigere und heftigere Stürme vor allem im Winter sorgt. Außerdem besteht die Befürchtung, dass sich das Becken dauerhaft schließt, wie dies bei der Entstehung der zahlreichen Binnenseen entlang der Atlantiküsten südlich von Arcachon der Fall war (vgl. Abb 2).

Abb. 2: Binnenseen an der Atlantikküste (Google Timelaps)

1) Becken von Arcachon

2) See von Cazaux und Sanguinet

3) See von Biscarrosse und Parentis

Die wohlhabenden Bewohner von Cap Ferret versuchen den Erosionsprozess durch Deiche oder Wellenbrecher zu bremsen, da pro Jahr ungefähr 1 Meter erodiert wird (vgl. Abb 3).

Abb. 3: Erosionsprozess (Google Timelaps)

1) Erosion

2) Verlandung

Die Dünen auf der Meerseite werden durch einen eingeschränkten Zugang geschützt, zusätzlich stehen hohe Strafen auf deren Beschädigung. Weitere Möglichkeiten zum Schutz der Dünen sind Bepflanzung und Netze die den Sand auffangen. Außerdem wird immer wieder Sand aufgeschüttet. Dass es ein Fehler war, die Landspitze zur Bebauung freizugeben, ist mehr als deutlich geworden und die große Herausforderung besteht nun darin, den Stadt- und Flächennutzungsplan entsprechend anzupassen. Zu den Möglichkeiten zählen ein Bebauungsstopp, die Umsiedlung der Bewohner und finanzielle Entschädigungen. Die Höhe des finanziellen Ausgleichs ist unklar, allerdings hängen Umsiedlungen und Entschädigungen zusammen (vgl. Cap Ferret, Küstenerosion 1 und Küstenerosion 2).

Austernzucht und Fischerei

Neben der Austernzucht ist die Fischerei in Arcachon die wirtschaftliche Hauptaktivität. Jährlich werden ungefähr 2000 Tonnen Fisch in der Fischauktionshalle am Hafen verkauft. Typische Fische aus dem Becken von Arcachon sind der Seehecht, Seebarsch und der Steinbutt. Allerdings ist die Austernzucht finanziell deutlich ertragreicher als der Fischfang (vgl. Fischerei). Frankreich ist der größte Austernzüchter Europas und bereits im 18. Jahrhundert galten Austern in der adligen Gesellschaft als Luxusprodukt. Seit 1860 werden im Becken von Arcachon, wo es bis zu diesem Zeitpunkt nur wilde Austern gab, nach der Einführung der Zuchtmethode durch Napoleon III Austern gezüchtet. Zeitgleichwurde Arcachon an das Zugnetz angeschlossen, das unterstütze und beschleunigte den Vertrieb der Austern. Die Stadt Bordeaux war und ist dabei ein wichtiger Transitpunkt zwischen Arcachon und Paris. Die Austernfarmer machen ihren Hauptumsatz zwischen dem 15. Dezember und dem 15. Januar, da Austern ein typisches Gericht in der Weihnachtszeit und an Silvester sind. In Arcachon gibt es ca. 400 Austernfarmen, die vor allem junge Saataustern züchten. Es wird hauptsächlich die pazifische Felsenauster, also eine nicht heimische Art, kultiviert (vgl. Abb 4) (vgl. Austern 1).

Abb. 4: Austern (Serviervorschlag) (Eigene Aufnahme)

Die Austern laichen ins Meer, die Larven setzen sich dann auf ein geeignetes Substrat, in diesem Fall gekalkte Ziegeln (vgl. Abb 5), und bleiben dort ungefähr 9 Monate.

Abb. 5: Gekalkte Ziegeln als Substrat für die Saataustern (Eigene Aufnahme)

Danach werden die Saataustern vorsichtig vom Substrat entfernt. Die meisten werden dann nach Nordfrankreich, England und Irland in Austernzuchtparks verkauft. Damit die Saataustern gut gedeihen, brauchen sie relativ warmes Wasser, wofür das Becken von Arcachon die besten Voraussetzungen mitbringt. Die Austern, die in Arcachon bleiben, kommen in Metallsäcke für die sogenannte Tischkultivierung (vgl. Abb 6 und 7).

Abb. 6: Tischkultivierung im Becken von Arcachon (Eigene Aufnahme)

Abb. 7: Metallsäcke für die Austern bei der Tischkultivierung (Eigene Aufnahme)

Diese Säcke kommen auf ein Metalltischgestell in das Gezeitengebiet des Beckens. Die Austern sind zwei Mal am Tag oberhalb der Wasseroberfläche und dann werden die Säcke von den Farmern geschüttelt und gewendet. Jeder Sack wird ungefähr alle zwei Wochen gewendet. Insgesamt wird jede Auster 60-mal gewendet und geschüttelt. Das sorgt dafür, dass alle Austern gleich viel Sonnenlicht bekommen und außerdem wachsen die Austern so nicht zusammen und bekommen eine schöne Schale. Die Tischkultivierung ist nur eine von vielen Kultivierungsmöglichkeiten. Vorteile dieser Vorgehensweise sind, dass die Austern keinen schlammigen Geschmack annehmen, da sie nicht auf dem Meeresboden liegen und gleichzeitig vor am Boden jagenden Fressfeinden geschützt sind. Allerdings ist diese Methode durch das ständige Wenden äußerst aufwändig, was einen höheren Preis zufolge hat. Nachdem die Austern eine entsprechende Größe erreicht haben, kommen sie in ein Klärbecken (vgl. Abb 8).

Abb. 8: Klärbecken in Arcachon (Eigene Aufnahme)

Das wird in unregelmäßigen Abständen mit Wasser gefüllt und wieder abgelassen. Die Austern haben sich den natürlichen Rhythmus der Gezeiten angewöhnt das bedeutet, dass sie sich bei Ebbe an der Luft schließen und unter Wasser öffnen. Es wäre fatal, wenn sie sich während eines längeren Transportes aufgrund dieses Rhythmus einfach öffnen würden. Die Austern aus Arcachon sind berühmt für ihren Geschmack, der durch die Tischkultivierung und die Zusammensetzung des Wassers zustande kommt, wenn sich Salzwasser des Atlantiks mit Süßwasser aus verschiedenen Flüssen mischt (vgl. Austern 2).

Das Becken von Arcachon bietet perfekte Voraussetzungen, um junge Saataustern zu kultivieren. Allerdings ist es schwierig, die Produktion an verzehrfertigen Austern zu steigern, da diese dafür kühlere Wassertemperaturen und mehr Plankton benötigen. In den Zuchtparks in Nordfrankreich, England oder Irland sind diese Bedingungen gegeben, daher wachsen sie dort deutlich schneller. In Arcachon braucht eine Auster ungefähr 3 Jahre, bis sie verzehrt werden kann. Austern sind diploid, das bedeutet alle Saataustern sind männlich. Erst nach ungefähr einem Jahr wechseln ca. die Hälfte zum weiblichen Geschlecht. Theoretisch kann diese Austernart ihr Geschlecht mehrmals ändern, was sie allerdings nicht tut. Normalerweise herrscht ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen beiden Geschlechtern, was vor allem durch das Nahrungsangebot zustande kommt. Gibt es ausreichend Plankton, bilden sich mehr Weibchen, gibt es weniger, bleiben eher mehr ein Männchen. Die Austernfarmer experimentieren allerdings mit sterilen Austern, damit diese weniger Energie in die Fortpflanzung investieren und schneller wachsen. Das würde für mehr Profit sorgen, jedoch sind die sterilen Austern vergleichsweise anfälliger für Parasiten und Krankheiten (vgl Bernard Calas).

Das Gebiet des Beckens gehört dem Staat Frankreich und wird an die Farmer verpachtet. Diese erhalten dann eine Lizenz über den Pachtvertrag mit einer Gültigkeit von 35 Jahren.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Austernzucht in Arcachon sind noch nicht klar, allerdings ist die Zucht sehr abhängig von der Wasserqualität des Beckens. Insbesondere von der Wassertemperatur und dem Planktongehalt. Diese Parameter verändern sich im Klimawandel, der auch die Flüsse und das Meer betrifft, deren Wasser sich im Becken mischt. Da der Austerntourismus sehr bedeutend ist, wäre es fatal, wenn in Zukunft keine Zucht mehr möglich ist. Um das so attraktiv wie möglich zu machen, gibt es Verkostungen vor Ort und man kann mit einem Boot zu den Austern fahren. Es gibt Vorbereitungen notfalls importierte Austern in Acrachon zu verkaufen, um diese Aktivitäten weiterführen zu können (vgl. Austern 3).

 

Quellenverzeichnis (zuletzt abgerufen am 12.11.2022):

Fischerei:https://www.arcachon.com/de/tourismus/entdeckungsreise/die-bucht-erleben/die-fischauktionshalle-besichtigen/

Küstenerosion 1:https://www.deutschlandfunk.de/frankreichs-kuestenerosion-4-5-der-alte-mann-und-das-meer-100.html

Cap Ferret:https://www.lege-capferret.com/

Küstenerosion 2:https://www.jumelages-partenariats.com/de/actualites.php?n=15718&art=Frankreich/Die_126_von_K%C3%BCstenerosion_betroffenen_Gemeinden

Küstenerosion 3:https://www.intelligence-airbusds.com/files/pmedia/public/r36291_9_webreport_atlantique_ger.pdf

Austern 1:https://www.arte.tv/de/videos/108334-003-A/das-austernparadies-im-becken-von-arcacon/

Austern 2:https://www.geo.de/geo-tv/2330-rtkl-die-austern-von-arcachon

Austern 3:https://www.suedfrankreich-netz.de/168/Kueche-Rezepte-Spezialitaeten/Spezialitaeten-Delikatessen/Austern.html

Austern 4: https://www.wikiwand.com/de/Austernzucht#/Frankreich

Mündliche Aussauge Bernard Calas

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