Kulturelle Zusammenarbeit De-Cz

Kulturelle Zusammenarbeit beschreibt die Bemühungen zweier Regionen, die dortigen Kulturen und Lebensweisen miteinander zu verbinden. Da terrestrische Staatsgrenzen immer von Menschen gemacht sind, ist es natürlich, dass dadurch Kulturräume von einander getrennt werden. Ohne organisierte kulturelle Zusammenarbeit besteht die Gefahr, dass sich diese Räume unabhängig voneinander entwickeln und somit gemeinsame Kultur verloren geht. Die deutsch-tschechische Grenze war schon lange umstritten, da vor allem in Gebieten wie dem sogenannten Sudetenland und allgemein in Böhmen viele Deutschsprachige leben. Das ist einer der Gründe, weshalb sich sowohl Deutschland, als auch Tschechien um eine intensive kulturelle Zusammenarbeit bemühen. Zur Zeit des eisernen Vorhanges war es kaum Möglich, Tschechen und Deutsche kulturell zu vernetzen. Daher ist es heute umso wichtiger, beide Kulturräume zu verbinden und diese Verbindung sowohl staatlich, durch Vereine und auch privat zu stärken.

Von staatlicher Seite wird dafür vornehmlich Geld durch den 1997 gegründeten “Deutsch-tschechischen Zukunftsfond” bereitgestellt. Dieser hat seinen Sitz in Prag, wurden von beiden Regierungen gemeinsam gegründet und wird von beiden Regierungen gespeist. Dabei werden verschiedene Formen des Kulturaustausches gefördert, von Musikfestivals (bspw. Das Sächsisch-Böhmische Musikfestival) über Bildung (bspw. Grenzenlose Schule Hrádek-Hartau) bis hin zu allgemeinen Treffen wie bspw. das Deutsch-tschechische Gesprächsforum.

Die Initiative für solche gemeinsamen Kulturprojekte geht aber zumeist von Vereinen aus und wird auch von diesen organisiert. Ein Beispiel dafür ist das “Centrum Bavaria Bohemia (CeBB)”. Es wurde 2006 errichtet und befindet sich in der bayrischen Stadt Schönsee. Neben der wirtschaftlichen und politischen Vernetzung Bayerns und Böhmens kümmert sich der Verein vor allem um die kulturelle Zusammenarbeit beider Regionen. Das Zentrum versucht Konzepte zu entwickeln und Veranstaltungen zu planen, die in grenznahen Gebiet stattfinden und sucht dann nach Partner (Firmen, Vereine, Privatpersonen), die bei der Organisation und Durchführung helfen. Oft haben aber eben diese Firmen, Vereine oder Privatpersonen eigene Ideen für kulturelle Veranstaltungen und können dann über das CeBB geeignete Partner auf der anderen Seite der Grenze finden.

Dies ist eins von vielen Beispielen von funktionierender deutsch-tschechischer Kulturzusammenarbeit. Es zeigt auch, dass sich Kulturzusammenarbeit zwischen zwei Staaten hauptsächlich in grenznahen Regionen abspielt, welche im deutsch-tschechischen Fall Bayern, Sachsen und Böhmen sind. Dadurch wird auch deutlich, dass es nicht darum geht, fremde Kulturen miteinander zu verbinden, sondern Kulturräume, die durch Staatsgrenzen getrennt wurden aufrecht zu erhalten und so den kulturellen Übergang fliesend zu halten. Vereine wie das CeBB aber auch staatliche Einrichtungen wie die bayrische Repräsentanz in Prag sind zumeist völlig ausgelastet mit der Planung von kulturellen Projekten, welche auf externer Initiative beruhen, sodass selten eigene Veranstaltungen geplant und durchgeführt werden können. Das zeigt das große Interesse der beiden Nationen und grenznahen Bürger, Kultur gemeinsam zu erleben. Zukünftig ist es also denkbar, die kulturelle Zusammenarbeit weiter zu Intensivviren. Staatlich könnte das durch eine Erweiterung des “Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds” gefördert werden, jedoch ist die Planung und Durchführung aller grenzübergreifenden Projekte immer von engagierten Helfern abhängig. Auch dabei könnten beide Grenzstaaten mehr Anreize in Form von bezahlten Stellen schaffen. Insgesamt ist Deutschland und Tschechien kulturell also gut aber noch nicht perfekt vernetzt.

Autor: Jens Diehr

Quellen:

https://www.mzv.cz/munich/de/allgemeine_und_touristische/kultur_schulwesen_und_medien/index.html

CeBB Besuch (www.bbkult.net)

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