Landwirtschaft in Polen und der Ukraine

Die landwirtschaftlichen Strukturen in Polen und der Ukraine sind schon früh unterschiedlich ausgeprägt gewesen. Während die Strukturen in Polen bereits zu Zeiten des sowjetischen Einflusses stark von traditionellen Familienbetrieben geformt wurden, waren in der Ukraine insbesondere agroindustrielle und kollektivistisch geführte Großbetriebe (Kolchosen) vorherrschend. Vor allem wegen ihrer hohen Getreideproduktion wurde die Ukraine in dieser Zeit auch als “Kornkammer” der Sowjetunion bezeichnet. Trotz der unterschiedlichen Organisationsformen, ergaben sich mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in beiden Ländern jedoch ähnliche Herausforderungen. Die postsozialistische Krise in der Landwirtschaft führte u.a. zum Rückgang der Produktivität und zur großflächigen Aufgabe landwirtschaftlicher Flächen. Während sich Polen im Zuge der EU-Osterweiterung um die Jahrtausendwende stärker an die landwirtschaftlichen Vorgaben innerhalb der EU-Agrarpolitik angepasst hat, schlug die Ukraine einen eigenständigen Weg ein. Die Region des ehemaligen Galizien bildet hierbei ein besonders spannendes Untersuchungsgebiet, da es, ehemals vereint, mit ähnlichen sozio-ökonomischen Grundvoraussetzungen gestartet ist, jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeteilt wurde.

Dabei ergeben sich aus der Vergangenheit unterschiedliche Pfadabhängigkeiten bis in die heutige Zeit. Die verschiedenen Wege, die beide Länder bereits während der sozialistischen Zeit eingeschlagen haben äußern sich dabei sowohl ökonomisch als auch im Hinblick auf soziale Gegebenheiten. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft in Polen erwies sich bspw. zwar als krisenresistenter und nicht weniger produktiv, doch stehen sie spätestens seit dem Beitritt Polens zur EU unter verstärktem Druck von außen, was zuletzt u.a. die Bodenpreise stark ansteigen ließ (vgl. Adarov et al. 2015). Auf der anderen Seite steht v.a. die Landwirtschaft in der Ukraine vor großen Herausforderungen. Die großindustriellen, intensiven Monostrukturen führten nicht nur zu einer verstärkten Bodenerosion, welche besonders im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen nachhaltiger Landwirtschaft im Rahmen des Klimawandels große Probleme aufwirft. U.a. die unzureichende Zuweisung von Besitztiteln (u.a. Hartwell 2017) führen z.T. bis heute zu einigen sozialen Spannungen, wenn auch zuletzt einige Anstrengungen unternommen wurde, diese Strukturen aufzubrechen.

Autoren: Elena Michel, Janis Schiffner

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