Galizien ist eine Region, die bis 1918 auf der Landkarte existierte. Diese Region ist geprägt von Grenzverschiebungen, Kriegen und wechselnder staatlicher Zugehörigkeit. Durch seine besondere Lage und historischen Hintergrund galt die Region Galizien als ethnisch heterogene Gegend, in der sich viele verschiedene Völker angesiedelt haben (SCHUSTER 2004, S.532). Galizien wurde durch verschiedene historische Einflüsse seit dem Mittelalter als Vielvölkerreich geprägt. Das Leben der einzelnen ethnischen Gruppen untereinander veränderte sich mit den verschiedenen Regierungsmächten. Seit dem Zerfall der Habsburger Monarchie kam es zu verstärkten ethnischen Konflikten unter der Bevölkerung. Besonders die Juden waren, durch eine sich ausbreitenden Antisemitismus, betroffen. Dennoch prägten die verschiedenen staatlichen Zugehörigkeiten durch Grenzverschiebungen und Eroberungen, sowie die geographische Lage Galiziens als Grenzgebiet die Region und multinationaler Bevölkerung mit ihrer kulturellen Vielfalt, die auch heute noch besonders in den Städten, wie beispielsweise Lemberg, erkennbar ist. Ab dem ersten Weltkrieg kam es zu stärkerem Nationalbewusstsein innerhalb der Gruppen. Es kam zu Diskriminierungen und Konflikten besonders gegenüber der jüdischen Minderheit. Durch starke Migrationsströme, Vertreibungen und Vernichtungen verlor die Region ihren multikulturellen Charakter.
Die aktuelle Lage zur Minderheitenpolitik beider Staaten strebt eine Gleichberechtigung der Minderheiten und deren freien Entfaltung an. Dabei sollen alle Bürger unabhängig von religiösen und ethnischen Kriterien gleichgestellt werden und internationalen Standards werden eingehalten (CHEREDNI-CHENKO 1995, S.12).
In der heutigen Ukraine und dem heutigen Polen gibt es einen eher geringen Anteil an Minderheiten. Seit den 1990er Jahren haben sich die Rahmenbedingungen der Minderheiten erheblich verbessert. In der Gesellschaft hingegen sind immer noch Abwertungsprozesse gegenüber Minderheiten erkennbar. Daher ist ein multikulturelles Galizien heutzutage kaum noch zu finden.
Autorinnen:
Natalie Hilmers und Elena Sühling