Partizipation

Partizipation – als aktives Mitwirken an Prozessen und Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen – ist eine zentrale Voraussetzung für gelingende Lern- und Entwicklungsprozesse. Sie geht über punktuelle Mitsprache hinaus und ermöglicht reale Einflussnahme, Verantwortungsübernahme und aktive Gestaltung der Lebenswelt (Brunold, 2017, S. 141 f.). Damit ist Partizipation nicht nur pädagogisches Instrument, sondern Ausdruck gelebter Selbstbestimmung. 

Auch in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wird betont, dass „Menschen […] aktiv und maßgeblich an allen Entscheidungen beteiligt“ werden sollen, „die ihr Leben betreffen“ (BMZ, 2025). Beteiligung wird somit als demokratisches Grundprinzip verstanden – als Recht, nicht bloß als Verfahren, und als Ausdruck von Autonomie und Mündigkeit. 

In der Forschung wird zwischen einem instrumentellen und einem normativen Partizipationsverständnis unterschieden (Kaase, 2000, S. 466 ff.). Während ersteres Partizipation als Mittel zur besseren Entscheidungsfindung sieht, betrachtet letzteres sie als eigenständigen Wert – Ausdruck von Freiheit und gleichberechtigter Teilhabe. Besonders im pädagogischen und zivilgesellschaftlichen Kontext ist das normative Verständnis relevant (Brunold, 2017, S. 141). 

Ein bedeutender theoretischer Zugang stammt von Jürgen Habermas. In seiner deliberativen Demokratietheorie betont er, dass politische Regelungen nur dann legitim sind, wenn „mögliche Betroffene als Teilnehmer an rationalen Diskursen zustimmen können“ (Habermas, 1998, S. 362). Zentrale Voraussetzung ist ein freier, argumentativer Austausch, der „frei von Macht und Herrschaftsverhältnissen“ abläuft (ebd., S. 365). Partizipation kann also nur wirksam sein, wenn Verfahren offen, inklusiv und zugänglich gestaltet sind. 

Im Bildungsbereich zeigt sich: Wenn Schüler:innen Lerninhalte, -wege und -ziele mitbestimmen, wächst nicht nur ihre Motivation, sondern auch ihr Verständnis für gesellschaftliche Prozesse (Brunold, 2017, S. 144). Solche partizipativen Prozesse fördern Selbstwirksamkeit, Verantwortungsbewusstsein und kooperative Kompetenzen – zentrale Voraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe. 

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