Reisen ist fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit.
Es ist fast unmöglich ohne Vorurteile in die Vereinigten Staaten zu reisen. Zu sehr hat sich amerikanische Kultur über den gesamten Kontinent ausgebreitet, zu stark dominiert ein gewisser US-Präsident den medialen Diskurs. Und ja, vieles davon hat sich (zum Teil noch stärker als erwartet) bestätigt: Seien es der allgegenwärtige Patriotismus oder die Fokussierung auf das Auto als wichtigsten Verkehrsträger. Positiv überrascht hat hingegen, dass viele Amerikaner überaus interessiert an unserer deutschen Gruppe waren. Manchmal vielleicht erst skeptisch, aber immer freundlich und darum bemüht über eigene Erlebnisse in Deutschland zu berichten.
Die amerikanische Gesellschaft regt darüber hinaus zum Nachdenken über Bigotterie in Hinblick auf gesellschaftliche Werte wie Toleranz und Gleichheit an. Der offen und häufig postulierten Gleichheit aller Menschen stehen weitreichender Rassismus und Diskriminierung entgegen. Ein Punkt, der sicherlich nicht nur für die USA gilt, sondern für viele Länder dieser Erde. Die Diskrepanz zwischen Sayings und Doings, um es mit dem Vokabular der in der Geographie häufig adaptierten Praktikentheorie zu sagen.
Ein letzter Punkt: Ja, reisen ist tatsächlich fatal für Engstirnigkeit. Es weitet den eigenen Horizont und lässt auch die vertraute Heimat in einem neuen Licht erscheinen. Wer hätte vorher gedacht, dass so viele nach 11 Tagen USA vor allem deutsches Brot und ein continental breakfast vermissen würden. Oder die Gemütlichkeit einer Fußgängerzone mit Straßencafés. Oder etwas weniger ritualisierte Höflichkeit und mehr fränkische Gelassenheit: How are you. Passd scho‘.
Mit diesen Gedanken bringt mich der Kranich wieder nach Deutschland. Willkommen zuhause. Reisen bildet.