Die Beziehungen Deutschlands zu Polen und zur Ukraine

  • Obwohl Polen und die Ukraine zu Beginn der 1990er nach Jahren sowjetischen Einflusses auf dem Weg zur Unabhängigkeit befanden, entwickelten sich die Beziehungen der beiden Länder zum Westen und insbesondere zu Deutschland grundlegend verschieden.

Deutschland und Polen

Der Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg (1945-1990) kann wohl als die turbulenteste und schwierigste Phase der deutsch-polnischen Beziehungen gesehen werden: Die Grausamkeiten des Regimes der Nationalsozialisten und die Ereignisse nach Ende des Krieges waren in den Köpfen der Menschen fest verankert. Erst der Kniefall von Willi Brandt am 7. Dezember 1970 vor dem Ehrenmahl für die Toten des Warschauer Ghettos, konnte die Situation entschärfen. 1990 jedoch ist der zentrale Wendepunkt der deutsch-polnischen Beziehung. In diesem Jahr wurde zum ersten Mal die Oder-Neiße-Grenze offiziell von beiden Staaten bestätigt, obwohl die ehemaligen Ostterritorien des Nazi-Regimes bereits nach dem zweiten Weltkrieg an Polen zurückgegeben wurden. Ab diesem Zeitpunkt und insbesondere nach Polens Beitritt zur EU im Jahr 2004, wurde Polen für Deutschland, als auch Deutschland für Polen, aus politischer aber auch wirtschaftlicher Sicht immer wichtiger. Polens Top-Import und -Exportpartner mit jeweils einem Marktanteil von ca. 23% ist Deutschland. Die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 und die Implementierung von Flüchtlingsquoten durch Deutschland ließ jedoch wieder Spannungen zwischen den beiden Nationen entstehen.

Deutschland und die Ukraine

Da nach Ende des zweiten Weltkriegs auch die deutsch-ukrainische Beziehung zum einen durch das historische Erbe und zum anderen durch den Einfluss der Sowjetunion stark belaste war, war es vordergründig der ukrainischen Diaspora in Deutschland (bis 1947 rund 140.000) zu verdanken, dass es nicht zu einem gänzlichen Abreißen der Kontakte kam. Bis zum Niedergang der Sowjetunion war die Zusammenarbeit der Deutschen und Ukrainer durch die sowjetische Zugehörigkeit geprägt und die BRD als potentieller politischer Partner für die sowjetische Ukraine quasi nicht existent. Erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Unabhängigkeit der Ukraine (1991) begann sich die Beziehung der beiden Länder zunächst zu intensivieren. Ab 1995 flachten diese wieder allmählich ab, da die Ukraine in ihrer Außenpolitik auf Ausgleich zwischen der EU und Russland bedacht war und es im Land an wirtschaftlichen Transformationsprozessen mangelte. Obwohl das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit seit 2002 bemüht ist entwicklungspolitisch mit der Ukraine zusammenzuarbeiten, erlebte die deutsch-ukrainische Beziehung erst nach der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 wieder einen Aufschwung. Ab diesem Zeitpunkt ist Deutschland für die Ukraine nicht nur aus politischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht von enormer Bedeutung. Der deutsch-ukrainische Außenhandel zum Beispiel konnte zwischen 2015 und 2016 einen Zuwachs von
31,9% verzeichnen (Import: 7,2%; Export: 24,7%).

Autorinnen:

Anja Dollhopf und Kirsten Wenz

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