Protokoll der Stadtführung durch einen Architekten

Einstieg in die Führung und 1.Teil

Unter Prag 6 wird einer der 22 Verwaltungsbezirke der Hauptstadt Tschechiens – Prag – verstanden, die größtenteils eigenständig verwaltet werden. Der Bezirk Prag 6 befindet sich im Westen der Stadt und grenzt an den historischen Stadtkern an, wie auf der unten abgebildeten Karte zu erkennen ist, und besteht weiterhin aus den Stadtteilen Dejvice, Bubeneč und Břevnov. Außerdem schließt er an Prag 7 und 8 an. Des Weiteren wird Prag 6 auch als das Hochschulviertel oder Diplomatenviertel bezeichnet aufgrund der hohen Anzahl an Universitäten und Botschaften. Außerdem ist es stark durch architektonische Aspekte geprägt, die im Laufe der Führung deutlich wurden. Ebenso kann Praha 6 als das grüne Viertel betitelt werden wegen der Vielzahl an Grünanlagen, wodurch das Stadtviertel optisch aufgewertet und attraktiver wird. Weiterhin prägen auch einige Kulturdenkmäler, wie das Lustschloss Hvězda, die Umgebung.

Abbildung 1: Karte der Verwaltungsbezirke von Prag

Zwischen Prag 6 und der Stadt Bayreuth besteht bereits seit zehn Jahren eine Städtepartnerschaft. Beide Orte fühlen sich symbolisch durch historische Ereignisse verbunden. Auf diesem Gefühl der Verbundenheit basiert auch die Partnerschaft, die sich unter anderem auf den Ebenen der Kultur, Bildung sowie der Sozialarbeit abspielt.Das Wappen von Prag 6 entstand Anfang der 90er Jahre und symbolisiert einerseits das Lustschloss (= der Stern) und andererseits die Stadtviertel (= blaues und rot hinterlegtes Feld), was in der Abbildung 2 zu erkennen ist.

Abbildung 2: Wappen des Stadtbezirks Prag 6

Das heutige Prag entwickelte sich in zwei großen Wellen: zunächst aus dem jetzigen alten Stadtkern, wuchs dann im Mittelalter um das Burgenviertel und seit 1918 gilt es als die große Stadt Prag mit damals 39 Gemeinden, dazugehört auch Prag 6 als eine kaiserliche Stadt. Das Wachstum hält weiterhin an und hatte unter anderem den Bau des Prager Flughafens zur Folge. Die Stadt Prag wurde auf den sieben Hügeln gegründet, die sie jetzt noch umgeben.  In diesem Bezirk lassen sich auch heute verschiedene architektonische Stilrichtungen finden, was ihm seine Einzigartigkeit verleiht. Es sind dort unter anderem Aspekte des Barocks in Form einer Festung, Bauten aus dem Glaspalast und eine Vielzahl an Elementen, die dem Funktionalismus zugehörig sind, zu finden. Merkmale der Gebäude, die der Stilrichtung des Glaspalasts zu geschrieben werden können, sind beispielsweise eine Fußbodenheizung oder Wintergärten. Außerdem lässt sich festhalten, dass auch heutzutage noch manche Hauptstraßen in Prag 6 die früheren Hauptwege widerspiegeln, wie das Rondell, welches Teil der Führung war. Im Jahr 1918 kam es zu einer Ausschreibung der Stadt den freien Raum zu bebauen. In dem angrenzenden Park in der Nähe der Hochschule sind einige Statuen, beispielsweise stehen auf einer Grünachse zwei Statuen und jede steht gegen Westen. Nicht weit entfernt ist das Hotel International zu finden, beide dienen heute eher als ein Denkmal an die Zeit vor 60 Jahren.

2.Teil – Führung durch Baba

Baba ist ein im Stadtteil Dejvice gelegenes Villenviertel, das Ender der 20er/30er Jahre entstand. Innerhalb von sechs Jahren sind hier auf einer Fläche von 3 Hektar 33 Bauten errichtet worden. Alle wurden von berühmten tschechischen Architekten erbaut, die sich einheitlich an der Stilrichtung des Funktionalismus orientierten und einer künstlerischen Organisation zugehörig waren. Von den insgesamt 33 Häusern ist heute noch ein Großteil intakt und nahezu unverändert. Das Viertel liegt im Nordwesten, auf einem der sieben Hügel Prags. Die gesamte Siedlung ist gegen Süden ausgerichtet und bietet daher einen hervorragenden Blick über das Moldautal, sowie große Teile Prags. In direkter Umgebung zur Villenkolonie treffen drei verschiedene Zeiten aufeinander:

  • Mittelalterlicher Innenhof
  • Aus der 1.Republik ( bis 30er Jahre) Reihenhäuser
  • Funktionalistische Villen

Beim Errichten des Villenviertels wurden die Grundsätze des Funktionalismus beachtet, welche von Le Corbusier bereits geprägt wurden:

-Skelettbau, welcher tragende Mauern ersetzt

-Flachdächer, um die Fläche für Dachgärten bzw. Terrassen zu nutzen

-Freie Grundrissgestaltung (aufgrund des Skelettbaus)

-Bandfenster/Langfenster für gleichmäßig mit Lichte durchflutete Räume

Zusammengefasst hielt man sich an den Leitsatz „form follows function“. Die Funktionalität der Gebäude steht im Vordergrund. Beispiel hierfür sind die Dächer, welche durch die flache Bauweise einen Mehrnutzen bieten. Durch eine Treppe gibt es einen Zugang, direkt von den Wohnräumen auf das Dach, welches auch heute noch als Terrasse genutzt werden kann.

Abbildung 3 Eigene Aufnahme aus dem Villenviertel Baba

Ein Beispiel für die oben genannten Punkte bietet das in Abbildung 3 dargestellte Einfamilienhaus, welches im Jahr 1932 fertig gestellt wurde. Es handelt sich hierbei um ein Haus das nahezu im Originalzustand ist, lediglich die Fenster wurden in den 90er Jahren ausgetauscht. Die neuen Fenster beeinträchtigen jedoch leider das Erscheinungsbild des Gebäudes, da die Fensterrahmen, welche ehemals aus dünnen Stahlrahmen gefertigt wurden, nun einen dickeren Kunststoffrahmen besitzen, welche die Durchgängigkeit der Bandfenster beeinträchtigen.

Das seit 1993 unter Denkmalschutz stehende Villenviertel zählt auch heute noch zu den gehobenen Stadtvierteln Prags. Die eher hochpreisige Gegend ist vor allem aufgrund der Lage mit dem Blick über Prag so beliebt(siehe Abbildung 4). Die hoch angelegte Preisgestaltung gilt hauptsächlich dem Grundstück, die darauf befindlichen Gebäude trüben eher die Attraktivität für die meisten Käufer. Wegen des Denkmalschutzes ist es ihnen in den meisten Fällen untersagt, Veränderungen am Gebäude vorzunehmen, weil sie das Erscheinungsbild verändern könnten.

Abbildung 4: Eigene Aufnahme Blick von Baba über Prag
Abbildung 5: Beispielbild aus dem Jahr 1933 (aus Ulrich et al. 2010: 43)

Eine Besonderheit des funktionalistischen Baustils ist, dass die Bauart in der Form eines Kubus mit Flachdach ebenfalls heute noch in Neubausiedlungen anzufinden ist. Somit sehen die Häuser der Villenkolonie äußerlich auch heute, im 21 Jahrhundert, noch sehr modern aus. Erst nachdem man auf Bildern, die aus den 1930er Jahren stammen, die dazugehörigen Autos neben den Gebäuden sieht, wird einem bewusst, zu welcher Zeit diese Häuser bereits errichtet wurden (siehe Abbildung 5). Der Unterschied zu modernen Häusern des funktionalistischen Stils ist, dass damals Themen wie z.B. eine möglichst effiziente Heizung bzw. die Wärmedämmung noch nicht so weit fortgeschritten waren wie heute. Dies hat zur Folge, dass die Häuser sehr viel Energie benötigen um beheizt zu werden. Ein nachträgliches Anbringen von Dämmmaterial ist aufgrund des Denkmalschutzes nicht gestattet.

Autoren: Katrin Mertel, Sascha Natter

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Wikipedia (2017): Verwaltungsbezirke in Prag. https://de.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsbezirke_in_Prag (22.03.2018).

Abb. 2: Wikipedia (2017): Prag 6. https://de.wikipedia.org/wiki/Prag_6 (22.03.2018).

Abb. 5: Beispielbild aus dem Jahr 1933 aus: Ulrich, Petr; Šlapeta, Vladimír und Křížková, Alena (2017): Berühmte Villen in Prag 6: Die Villenkolonie Baba 1932-1936. Foibos Books.

 

Schreibe einen Kommentar