Auch wenn der anstehende Hurrikan Florence das Hauptthema in den Medien war, ging es bei schwül-warmen 27°C vom Hostel in mehreren Bögen Richtung National Mall. Das heutige Erscheinungsbild von Downtown mit internationaler Stahl-Glas-Architektur lässt nur an manchen Stellen durch integrierte Fassaden oder einzelne Häuser oder das verschwindende China-Town erkennen, dass hier ein starker Wandel stattgefunden hat. Von einer für Weiße weniger sicheren Gegend hin zu einem Business-District; begleitet mit der damit verbundenen Verdrängung vornehmlich schwarzer Bevölkerungsschichten. Intensiv wurde sich daraufhin mit der Federal Triangle auseinandergesetzt. Diese bezeichnet ein Gebiet zwischen Downtown und Mall, dessen zehn Gebäude Institutionen der Stadt und des Bundes beherbergen.
Prof. Lisa Benton-Short, selbst Geographin an der George-Washington-University, nahm uns auf einen zweiständigen Spaziergang über die National Mall, dem Herzen der Washingtoner bzw. US-amerikanischen Symbolarchitektur. Unterwegs setzten wir uns immer wieder an Orten wie dem Washington Memorial, World War II Memorial und Vietnam Memorial mit den Kämpfen um Bedeutungszuschreibungen, Repräsentation gesellschaftlicher Gruppen und Machtpolitik auseinander. Gleichzeitig handelt es sich bei dem Park aber auch um öffentlichen Raum, der für Demonstrationen genauso wie zur Erholung genutzt wird. Die in den USA (im Vergleich zu Europa) geringer ausgeprägte Akzeptanz des Einsatzes von Steuergelder für die Gestaltung öffentlicher Räume, führen dort – so Prof. Benton-Short – zu einem eher ungepflegten Erscheinungsbild und Sanierungsbedarf. Mit einem Blick vom Lincoln-Memorial über die National Mall endete die Tour.