Jüdisches Erbe

Wer über das jüdische Leben und das jüdische Erbe spricht, darf von Osteuropa nicht schweigen. Die osteuropäischen Juden stellen ein Muster für Grenzüberschreitung, Transnationalität und den Transfer von Religion, Tradition, Sprache und Kultur dar. Galizien galt ehemals als das jüdische Zentrum Osteuropas. In diesem historisch wichtigen Gebiet mussten die Juden mit vielen unterschiedlichen Ereignissen umgehen, die ihr Leben drastisch einschränkten und veränderten. In Galizien lebten Juden und andere Nationalitäten in direkter Nachbarschaft und waren in ihrem Alltag in verschiedenen Lebensbereichen miteinander verbunden.

Allerdings brachte der Zweite Weltkrieg einen grauenhaften Einschnitt in das jüdische Leben, sodass die jüdische Kultur zerstört und ihre Bevölkerung weitestgehend ausgelöscht wurde. Bis heute prägt der Holocaust den Blick auf die jüdische Geschichte. Die Erinnerung an diese historischen Geschehnisse ist deshalb nicht abgeschlossen. Heute gibt es einige Erinnerungsorte und Denkmäler in Krakau und Lviv, um einerseits an die Opfer des Völkermordes zu gedenken und andererseits die jüdische Kultur wieder aufleben zu lassen. Allerdings werden dabei häufig kommerzielle Zwecke verfolgt, die nicht immer zu einer adäquaten Reflexion der Vergangenheit beitragen.

Bei Krakau könnte man heutzutage meinen, dass die Stadt nach 1945 zum Zentrum des jüdischen Lebens in Polen geworden ist. Hier wird beispielsweise das jüdische Leben durch das bekannte jüdische Festival mit seiner typischen jüdischen Kultur und durch den Stadtteil Kazimierz mit seinen zahlreichen jüdischen Hotels, Restaurants und Cafés gestaltet und erinnert. In Lviv hingegen wird im Stadtbild nur so wenig an das jüdische Erbe erinnert, da vieles im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Hier findet man einzelne Denkmäler oder Erinnerungstafeln vor. Auch die Erinnerungspolitik hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte geändert. Unter der Sowjetunion galt das jüdische Erbe als Tabuthema. Erst mit dem Fall der UdSSR ergriffen insbesondere private Personen oder jüdische Gemeinden die Initiative, um einen Schritt in Richtung Erinnerung an die Vergangenheit zu ermöglichen.

Autorinnen:

Valeria Cipes und Alina Steer

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