Nachdem wir in Bonga bereits Anbau und Formen des Weiterverkaufs von Kaffee kennengelernt haben, besichtigen wir eine Kaffeerösterei in Addis Ababa. Diese ist außergewöhnlich für ganz Äthiopien, wie Kevin Possehl und Clemens Koch berichten:
„Die landwirtschaftliche Produktion von Kaffee steht vor einem großen Problem in Äthiopien: die Weiterverarbeitung. 99% der Wertschöpfungskette von Kaffee findet außerhalb Äthiopiens statt. In ganz Äthiopien gibt es nur ein Unternhemen, welches den Kaffee selbstständig weiterverarbeitet. ‚Moyee Coffee‘ ist ein kleines Unternehmen in Addis Abeba, welches während der Exkursion besichtigt wurde. Das Unternehmen bezeichnet seinen Kaffee selbst als The World‘s First FairChain Coffee, da sie den kompletten Produktionsprozess selbst übernehmen: Grüne Kaffeebohnen werden von Kleinbauern oder Kooperativen gekauft, ihrer Qualität und Größe nach sortiert, geröstet, gemahlen, verpackt und verkauft. 60% des produzierten Kaffees geht an den äthiopischen Markt und 40% sind für den Export bestimmt, welcher bisher hauptsächlich in die Niederlanden stattfindet. Was bei vielen Exkursionsteilnehmern für Unmut sorgte, ist eine gesetzliche Regelung, die besagt, dass der Kaffee mit der besten Qualität ausschließlich für den Export bestimmt ist, während der Kaffee von minderer Qualität für den Konsum im Inland übrig bleibt.“
Ein toller Moment in der Kaffeerösterei ergibt sich, als wir die Fertigstellung einer Röstung miterleben. Zunächst prüft der Lebensmitteltechniker immer wieder den Röstungsgrad der Bohnen. Die Bohnen dürfen weder zu wenig noch zu viel geröstet werden. Dann ist es soweit. Die große Klappe der Röstmaschine öffnet sich und die gerösteten Bohnen fallen in ein großes Becken, in dem sie gerührt werden. Ein unbeschreiblich guter Duft erfüllt dabei die ganze Produktionshalle.