Ein landwirtschaftliches Produkt, welches während der Exkursion genauer unter die Lupe genommen wurde, ist Kaffee. Dabei besucht die Exkursionsgruppe die unterschiedlichen Produktionsschritte der Kaffeeherstellung an den jeweiligen Orten, sodass die gesamte Verarbeitungskette von Kaffee betrachtet werden kann. Neben Kleinbauern und Kaffeeplantagen, sowie einer Kooperative und deren Lagerräume in der Region Kaffa, wird auch die einzige lizensierte Kaffeerösterrei Äthiopiens, welche in Addis Abeba ansässig ist, besucht.
Äthiopien gilt als Ursprungsland des Kaffees […]. Dieser Status macht die äthiopischen Kaffeebohnen zum wichtigsten Exportgut des Landes und Äthiopien zum größten Kaffeeexporteur Afrikas. Somit bildet Kaffee auch eines der wichtigsten Agrarprodukte des Landes.
[Aus dem thematischen Protokoll von Kevin Possehl und Clemens Koch]
Besuch eines wilden Kaffeewaldes in der Kaffa Region
In Äthiopien wird ausschließlich die Sorte Coffea arabica angebaut. In der Kaffa Region findet sich eine der größten Genvielfalten von Arabica Kaffee mit etlichen Unterarten. Der Großteil davon wächst als wilder Kaffee in naturbelassenen Kaffeewäldern, wohin uns ein erster Stopp in der Kaffa Region führte. Neben diesem wilden Kaffee gibt es auch herkömmliche, vom Menschen gepflanzte Kaffeeplantagen, die jedoch während der Exkursion nicht besucht wurden.
Beim Besuch der lokalen Tourismusbehörde der Kaffa Region gibt es weitere Informationen zum Kaffee und speziell der Kaffa Region. Die Kaffeewälder sind Teil eines Biosphärenreservats, welches 2010 von der UNESCO in Kaffa und einer weiteren Region geschaffen wurde. Ziel ist es die Kaffeewälder als ökologische und wirtschaftliche Ressource zu schützen. Farmer dürfen weiterhin die Kaffeebohnen aus den Wäldern ernten, jedoch ist ihnen jeglicher Eingriff in die Wälder, wie zum Beispiel das Entfernen von Moos an den Ästen, untersagt. Im Gespräch mit dem Farmer eines wilden Kaffeewalds wurde erläutert, wie die Nutzung des Kaffeewalds geregelt ist: Zusammen mit elf weiteren Farmern werden die reifen Kaffeebohnen zwischen September und Dezember geerntet und anschließend zur „Kaffa Forest Coffee Union“ gebracht, einer Art Gewerkschaft, in der sich verschiedene Zusammenschlüsse von lokalen Kaffeebauern organisieren und an die sie ihre Kaffeeernte verkaufen können.
[Aus dem thematischen Protokoll von Kevin Possehl und Clemens Koch]
Besuch eines „Homegardens“ mit Kaffeepflanzen
Neben dem Anbau im wilden Kaffeewald, findet der Kaffeeanbau auch im Rahmen von kleinbäuerlichen Homegarden statt.
Als Homegarden bezeichnet man eine dem Grundstück nahe, etwa 2ha große Ackerbaufläche. Ein Homegarden stellt ein komplexes Ökosystem dar, welches meist auch in der Verbindung mit Viehhaltung besteht und auf der meist Mischkulturen in Gemeinschaft angepflanzt werden, sodass ein perfekter Nährstoffaustausch stattfinden kann. Dieses System ist wichtig für den Erhalt der Biodiversität und weist ein hohes Maß an Flexibilität und Resilienz auf (ABEBE 2013).
Wir besuchen einen solchen Hausgarten und erfahren, dass der Bauer pro Kilogramm Kaffeebohnen nur 18Birr verdient, umgerechnet etwa 0,55€.
Nach dem Ernten trocknet der Mann die Kaffeefrüchte im Hof, bevor er sie verkauft.
Quelle: Abebe, T. (2013): Determinants of crop diversity and composition in Enset- coffee agroforestry homegardens of Southern Ethiopia. In: Journalof Agriculture and Rural Development in the Tropics and Subtropics Vol. 114 No. 1. 29-38.