6. Ortsbegehungen

Ortsbegehung 1

Nachdem wir unser Untersuchungsgebiet festgelegt hatten und uns mit Hilfe von Fernerkundungsdaten einen Überblick geschaffen hatten, legten wir eine erste Ortsbegehung mit unserem Dozent Herr Moldenhauer fest. Ziel diese Geländetags war es einerseits das Gebiet besser kennenzulernen und andererseits wollten wir bereits mit der Vegetationsanalyse starten.

Vegetationsanalyse

Streuobstwiese (eigene Aufnahme)
Während der Vegetationsanalyse (eigene Aufnahme)

 

 

 

 

 

 

 

Forschungsteam im Untersuchungsgebiet (eigene Aufnahme)

In unserem Untersuchungsgebiet bestimmten wir mit Hilfe der Pflanzenbestimmungsapp PictureThis die vor Ort auftretenden Pflanzen. Unser Gebiet befand sich oberhalb einer Streuobstwiese, welche heute dem Naturschutz gehört. Reste von Trockenmauern ehemaliger Weinberge sind noch vorhanden.

Zu Beginn der Untersuchung wurde angenommen, dass beide Untersuchungsgebiete aufgrund ihrer ähnlichen geografischen Lage und klimatischen Bedingungen vergleichbare Vegetationsmuster aufweisen würden. Diese Erwartung stützte sich auf die Annahme, dass der Prozess der Sukzession in beiden Gebieten zu einem vergleichbaren Stadium geführt haben könnte, trotz unterschiedlicher Dauer der Brache.

Untersuchungsgebiet 1: Diese Fläche nahe Zeil am Main liegt seit etwa vier Jahren brach und weist noch Überreste von Rebstöcken auf, die während der Nutzung als Weinanbaufläche kultiviert wurden. Es handelt sich um ein eher kleinflächiges Gebiet, in dem die Vegetation bereits erste Anzeichen der Sukzession und Verbuschung zeigt. Hier wurden insgesamt 21 Pflanzenarten identifiziert. Der Naturschutz greift in diesem Untersuchungsgebiet nicht ein, wodurch langfristig eine weniger artenreiche Flora und Fauna erwartet werden kann.

Untersuchungsgebiet 2: Diese Fläche östlich von Stettfeld, wurde im Zuge der Flurbereinigung brachgelegt und ist seitdem in einen anderen ökologischen Zustand übergegangen. Heute steht dort eine Streuobstwiese, was darauf hinweist, dass die Fläche in gewisser Weise extensiv gepflegt wird, aber dennoch weitgehend der natürlichen Vegetationsentwicklung überlassen wurde. In diesem Gebiet wurden 24 Pflanzenarten erfasst, die eine größere Diversität im Vergleich zu dem ersten Gebiet aufwiesen. Diese Fläche wird von dem Naturschutz gepflegt und einmal im Jahr gemäht, wodurch eine artenreichere Zusammensetzung der Vegetation begünstigt wird.

Die Analyse der gescannten Pflanzenarten zeigte überraschend deutliche Unterschiede zwischen den beiden Gebieten. Von den insgesamt 45 erfassten Arten, wovon 21 im ersten Gebiet und 24 im zweiten erfasst wurden, konnten lediglich vier Arten in beiden Gebieten nachgewiesen werden. Dies deutet darauf hin, dass trotz der geografischen Nähe und der vergleichbaren klimatischen Bedingungen die Vegetation in beiden Flächen durch die unterschiedlichen Brachnutzungen und Vegetationsgeschichten stark beeinflusst wurde. Die vier gemeinsamen Pflanzenarten, die in beiden Gebieten vorkommen, sind:

  1. Oregano (Origanum vulgare): Eine krautige Pflanze, die sowohl in Ruderalflächen als auch in extensiv gepflegten Flächen gut gedeiht (PictureThis 2024).
  2. Bunte Kronwicke (Coronilla varia): Eine weit verbreitete Art, die sowohl auf nährstoffreichen Böden als auch in eher trockenen Bereichen vorkommen kann (PictureThis 2024).
  3. Stieleiche (Quercus robur): Ein Baum, der in Mitteleuropa weit verbreitet ist und auf verschiedenen Bodentypen vorkommt (PictureThis 2024).
  4. Blutroter Storchschnabel (Geranium sanguineum): Eine typische Art für magere Wiesen und trockene Standorte (PictureThis 2024).

Die geringe Anzahl von nur vier übereinstimmenden Arten weist darauf hin, dass sich die Vegetation in den beiden Gebieten stark differenziert hat. Besonders auffällig ist, dass in Untersuchungsgebiet 2, das seit der Flurbereinigung brachliegt und als Streuobstwiese genutzt wird, eine größere Anzahl an Pflanzenarten vorkommt als in dem erst seit vier Jahren brachliegenden Gebiet 1. Dies könnte auf die längere Dauer der Brache und den Einfluss der extensiven Bewirtschaftung der Streuobstwiese zurückzuführen sein.

Die Ergebnisse der Vegetationsanalyse widersprechen der ursprünglichen Erwartung, dass die beiden Gebiete ähnliche Vegetationsmuster aufweisen würden. Stattdessen zeigt sich, dass die Länge der Brache, die vorherige Nutzung und die gegenwärtigen Bewirtschaftungen einen erheblichen Einfluss auf die Zusammensetzung der Pflanzengesellschaften haben. Die Tatsache, dass in Untersuchungsgebiet 2 eine höhere Diversität an Pflanzenarten gefunden wurde, lässt darauf schließen, dass länger brachliegende Flächen tendenziell mehr Zeit haben, um sich ökologisch zu entwickeln und eine höhere Biodiversität zu fördern.

Darüber hinaus deutet die geringe Anzahl gemeinsamer Arten darauf hin, dass die Vegetationsentwicklung stark von den spezifischen Standortbedingungen beeinflusst wird, die in jedem Gebiet unterschiedlich sind. Die Anwesenheit von Streuobstwiesen und die minimalinvasive Bewirtschaftung des Naturschutzes in Untersuchungsgebiet 2, könnten die Bedingungen für eine größere Vielfalt an Pflanzen geschaffen haben, während in Untersuchungsgebiet 1 die jüngere Brache und das Vorhandensein der alten Rebstöcke die Entwicklung der Vegetation möglicherweise gehemmt haben.

Interview

Direkt im Anschluss an unsere erste Ortsbegehung hatten wir unser erstes Interview mit einem Winzer.

Ort des ersten Interviews bei einem Winzer (eigene Aufnahme)

Mit Hilfe eines Leitfadens führten wir unser Gespräch mit einem Winzer. Der Leitfaden diente hierbei lediglich als grobe Richtung für unsere Fragen und wurde im Laufe des Gesprächs angepasst. Im Allgemeinen haben wir festgestellt, dass wir uns an unseren Gesprächspartner*in anpassen müssen.

Ortsbegehung 2

Bei unserer zweiten Ortsbegehung wurden wir von einer Vertreterin des Naturschutzes begleitet. Sie zeigte uns ein Teil des Gebiets und erklärte uns die wichtigsten Aufgaben. Zusätzlich begleitete sie uns auf eine Querterrasse und zu einer Weinstube, wo wir Kontakt zu einem weiteren Winzer aufbauen konnten. Wir konnten jederzeit unsere Fragen stellen und haben einiges über unserer Forschungsgebiet gelernt.

Ein paar Ausschnitte aus dem Tag:

Xerolenta obvia (eigene Aufnahme)
Blick in das Naturschutzgebiet (eigene Aufnahme)

 

 

 

 

 

 

 

 

auf dem Weg zum Forschungsgebiet (eigene Aufnahme)

Ortsbegehung 3

An unseren dritten und letzten Ortsbegehung haben wir zwei weitere Interviews mit zwei Winzern geführt. Hierbei befragten wir einen Bioweinanbauern und einen herkömmlichen Winzer. Im Laufe der Zeit haben wir unsere Interviews und unseren Leifragen an die Situationen angepasst. Wir merkten, dass sich mit den jeweiligen Gesprächspartnern unterschiedliche Gesprächsschwerpunkte entwickelten und somit unser Leitfaden nur als grobe Unterstützung diente.

Quellen

PictureThis. (2024): PictureThis: Plant identifier (Version 4.4.1). Online verfügbar unter: https://www.picturethisai.com, zuletzt geprüft am 26.09.2024.

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