Nachdem wir Grand Popo wieder verlassen hatten, machten wir auf unserer Fahrt in Richtung Parakou noch in Bohicon für eine Nacht Rast. Nach einer entspannten Nacht im Hotel „Amazone“ brachen wir auf, um mehr über die Geschichte der Könige von Dahomey und auch die Namenspatroninnen unserer Unterkunft zu erfahren. Unser erster Stopp war das UNESCO Weltkulturerbe des historischen Museums von Abomey; einer Palastanlage, in welcher insgesamt 10 Könige ihre Paläste errichtet hatten (UNESCO 2023). Weitere 2 errichteten ihre Paläste außerhalb dieser und weitere 2 wurden nicht als legitime Herrscher anerkannt.
In der Gesellschaft des Königreiches, welches vom ca. 16. bis zum 19. Jhdt. andauerte, gab es drei Hauptgruppen: Angehörige des Königshauses, also Prinzen und Prinzessinnen, Handwerker*innen, sowie Sklav*innen und Kriegsgefangene. Zwischen diesen Klassen war eine vertikale soziale Migration möglich, sprich zum Beispiel indem ein*e Sklav*in einem/einer Angehörigen des Königshauses das Leben
gerettet hatte. Die Sklaverei war auch bereits vor der Kolonisierung ein großer Teil der beninischen Geschichte, insofern dass bereits die Königreiche Kriegsgefangene aus ihren Schlachten verschleppten und neben Zwangsarbeit auch weiterverkauften. Dieses System wurde dann von den portugiesischen und französischen Kolonialherren ausgenutzt und erweitert, um ihren Bedarf an versklavten Arbeitskräften in den amerikanischen Kolonien zu decken.
Ursprünglich waren die Feinde Abomeys benachbarte Königreiche wie das der Ojo aus dem heutigen Nigeria, aber ab der kolonialen Invasion durch Frankreich ab dem 19. Jhd. richteten sich die Konflikte immer mehr gegen diese. Die Armee des Königreiches bestand dabei nicht nur aus Männern, auch Frauen wurden zu Kämpferinnen (Agoodjié) ausgebildet und trugen sogar den stolzen Titel der „Elitestreitkräfte der Armee“ (Alpern 1998:20).
Die genauen Ursprünge der heute als Amazonen bekannten Kriegerinnen sind unbekannt, jedoch mehren sich ab der zweiten Mitte des 18. Jahrhunderts die Erzählungen über eine unterschiedliche Anzahl, von 24 bis mehreren tausend bewaffneter Frauen, die dem König – auch als Leibgarde – überall hin folgt. Neben den Ursprüngen als Leibwachen, welche damals den Vorteil hatten, dass auf das Berühren der Frauen des Königs die Todesstrafe stand, gibt es auch Theorien über eine Taktik, in welcher die von schweren Verlusten gekennzeichnete Armee mit Frauen aufgefüllt wurde, um dem Feind eine vollständige Armee präsentieren zu können (1729 während der Wiedereroberung Ouidahs) (Alpern 1998:14ff.). Daraus entstand dann über die Jahrhunderte eine mächtige und vom Feind gefürchtete eigenständige Armee der Amazonen, bis sie von den Franzosen 1892 bei Cana geschlagen wurden (Alpern 1998:9).
Literaturverzeichnis:
Alpern, S. B. (1998): On The Origins Of The Amazons Of Dahomey. In: History in Africa 25, 9-25. Zuletzt aufgerufen am 29.06.2023 unter: https://www.jstor.org/stable/pdf/3172178.pdf.
UNESCO (2023): Royal Palaces of Dahomey. Zuletzt aufgerufen am 29.06.2023 unter: https://whc.unesco.org/en/list/323/.