Während unseres Aufenthaltes in Parakou, machten wir auch einen Ausflug in das ländliche Umland von Parakou. Im Arrondissement Beterou diskutierten wir das Fragen von Landnutzungskonflikten, Landwirtschaft und Migration. Dieses Gebiet besteht aus 12 administrativen Dörfern deren Einwohner zu etwa 70-75% der Binnenmigranten sind. In dem auch von Migranten aus dem Nordwesten gegründeten Dorf Yebessi trafen wir uns mit dem Dorfchef. Lokale Herausforderungen bestehen in Landkonflikten zwischen Viehhaltern und Ackerbauern sowie zwischen unterschiedlichen Gruppen von Ackerbauern.
Landbesitz hat hier eine so hohe Bedeutung weil damit ökonomische und daher auch politische Macht verbunden ist.
Aus diesem Zielgebiet der Binnenmigration migrieren gleichzeitig viele Jugendliche temporär nach Nigeria.– Im Austausch mit den Einwohnern wurde uns erklärt, dass sich viele zumindest teilweise von den finanziellen Abgaben bzw. den familiären Strukturen vor Ort lösen wollen um eigenes Geld zu verdienen. – Erleichtert wird diese dadurch, dass die lokale Sprache „Nagot“ der in Nigeria verbreiteten Yoruba-Sprache sehr ähnlich ist. Die Migration bringt aber auch Herausforderungen mit sich: es gibt Konflikte innerhalb der heterogenen Migranten-Gruppe, zwischen Natives in Nigeria und den Migranten. Es gibt Organisationen, die Grenzübertritte und den Aufenthalt organisieren durchführt und gewissermaßen „absolute Macht“ über die Jugendlichen haben. In dem Migrantendorf Yebessi erfuhren wir über die Geschichte des Dorfes und sahen uns auch den (illegalen) Yams-Anbau im nahegelegenen Staatswald an. Das Dorf wurde 1972 „auf der Suche nach fruchtbarem Land“ durch 6 evangelische „Pioniere“ gegründet. Heute gibt es unter den 6000 Einwohnern:innen auch Muslime. Was sind lokale Herausforderungen? – Vor allem die Verfügbarkeit von Wasser- und Landressourcen sowie Konflikte mit den mobilen Viehaltern. Das demographische Wachstum beruht neben der Fertilität immer noch auf Kettenmigration. Ein Prozess bei dem Neuankömmlinge durch bereits vor Ort anwesende Verwandte oder Freunde angezogen werden. Ein interessanter Aspekt, der sich aus den Gesprächen ergab, ist dass das wichtigste Food Crop Yams kaum für den Eigenbedarf sondern für beninische Märkte angebaut wird. Yams wird hier auch im nahegelegenen und eigentlich geschützten Staatswald „Forêt Classée de l’Ouémé Supérieure“ angebaut, wo auch Holz geschlagen und Holzkohle produziert wird. Weil der Wald aber kaum überwacht wird und von lokalen Arrangements die Forstbehörden profitieren, werden insbesondere die Ränder des Staatswaldes intensiv genutzt.
Zum Abschluss kamen wir in den Gesprächen mit dem Dorfchef, aber auch zu dem Schluss, dass unser kritischer Ansatz als GEFAS vor allem im Hinblick auf die Landkonflikte zwischen Ackerbauern und den nomadischen Viehhaltern Fulbe nicht unbedingt zielführend sei. Es bestehen friedliche Alltagsbeziehungen zwischen den verschiedenen Gruppen und es finden Handel und sozialer Austausch statt. Insgesamt war der Besuch, an dem auch die beninischen Studierenden teilgenommen haben, sehr interessant.
Literaturverzeichnis:
Doevenspeck, M. (2005): Migration im ländlichen Benin: sozialgeographische Untersuchungen an einer afrikanischen Frontier. Saarbrücken. Verlag für Entwicklungspolitik.
Donko, K. (2022): Territory, Power and Politics at a Frontier in Central Benin. Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.