Besuch der bayerischen Repräsentanz in Prag

Am 14.03.2018 besuchten wir als Seminargruppe im Rahmen einer dreitägigen Exkursion die bayerische Repräsentanz in Prag. Zugegeben, ich war skeptisch als ich den Eintrag im Programm las. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass es solche Institutionen überhaupt gibt.  Bayerische Repräsentanz? Wozu braucht man denn sowas, wenn es doch eine gesamtdeutsche Botschaft gibt? In meinen Gedanken manifestierte sich das Bild einer im Grunde überflüssigen Behörde, wahrscheinlich geschaffen um Parteifreunden bequeme „Pöstchen“ zu sichern. Dennoch breitete sich auch Neugier aus und als politisch interessierter Mensch wollte ich natürlich wissen, was es mit dieser Repräsentanz auf sich hatte.

Der erste Eindruck

Die Repräsentanz von Außen

Die bayerische Repräsentanz liegt in einer Gasse im Herzen der Altstadt Prags, von außen deutlich durch die blauweiße Rautenflagge erkennbar. Weitaus interessanter empfand ich die Räume im Inneren, auch wenn wir nicht die ganze Repräsentanz besichtigten. Ich war fasziniert davon, wie deutlich man hier politische Symbolik spüren konnte. Die Hohen Decken des Saales, in dem wir unseren Vortrag erwarteten, die aufgestellten Flaggen, die man sonst im Hintergrund bei politischen Statements im TV sieht und die allgemeine Eleganz des Altbaus vermittelten den Eindruck von etwas Wertigem. Ohne Zweifel legte man hier besonderen Wert darauf wie man sich als Freistaat Bayern präsentiert. Ein erster Anhaltspunkt, der gegen meine gedankliche Vorerwartung sprach.

Was wir erfuhren

Dieser Eindruck bestätigte sich durch die Informationen, die wir schließlich durch einen Vortrag des hier tätigen Staatssekretärs erhielten. Man wolle Bayerns Schaufenster in der Tschechischen Republik sein, hieß es da. Doch zunächst ging es um allgemeinere Faktoren und Akteure der Zusammenarbeit zwischen Bayern und Tschechien. Während wir also von 104 Städtepartnerschaften, ministeriellen Arbeitsgruppen, Schulpartnerschaften, Wirtschaftsverbänden und vielen kleinen Initiativen erfuhren, fragte ich mich schon was all das mit der Existenz dieser Repräsentanz zu tun hat. Die Antwort ist, dass diese Initiativen der Zusammenarbeit „von unten“ entstanden, das heißt das Privatleute und öffentliche Akteure kleineren Maßstabs maßgeblich dafür verantwortlich waren. Auf Seiten der großen Politik war die Entwicklung jedoch langsamer, so dass man übergeordnete Klärungsbedarfe, wie z.B. Absprachen über Nationalparks beiderseits der Grenze nur schwierig bearbeiten konnte. An dieser Stelle setzt die Repräsentanz an, um mittels „Politik von Oben“ manche Initiativen zu erleichtern, ohne jedoch deren Freiheit einzuschränken.

Die Seminargruppe

Je konkreter die Beschreibungen der Tätigkeiten der Repräsentanz in verschiedenen Bereichen wurden, umso klarer wurde mir, dass diese Institution weit mehr ist als ich erwartet hatte. So steht die Repräsentanz wirtschaftlichen Unternehmen als Ansprechpartner zur Seite, die in Tschechien neue Handelspartner suchen. Bereits mit 3000 Firmen arbeitet man aktiv zusammen. Politisch ist die Repräsentanz durch Besuche hochrangiger Politiker an der positiven Entwicklung und Förderung von Versöhnung und Annäherung beteiligt. 15.000 Gäste, 80 Veranstaltungen und 130 Kooperationsgespräche zeugen davon, dass das geschaffene Angebot auch genutzt wird. Auch auf meine Frage, wo genau denn nun der Unterschied zur deutschen Botschaft liegt, erhielt ich eine zufriedenstellende Antwort. Die Repräsentanz ermöglicht es vor allem vielen kleineren Initiativen als Ansprechpartner zu dienen, was die deutsche Botschaft in diesem Umfang nicht könnte.

Fazit: Gut, dass es das gibt

Insgesamt war es für mich eine spannende Erfahrung hinter die politische Kulisse zu schauen und feststellen zu können, dass tatsächlich mehr getan wird, als ich erwartet habe. Die bayerische Repräsentanz positioniert sich als Vermittlungsstelle verschiedenster Akteure und Institutionen und trägt so dazu bei, die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verflechtungen zwischen Bayern und Tschechien zu intensivieren. Von daher ist es im Sinne eines geeinten Europas gut, dass es auch im kleineren Maßstab solche Institutionen gibt.

Autor: Hannes Holtzsch

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